Eigene Online-Apotheke

dm: Angriff auf Apothekenmarkt auch in Österreich 14.11.2025 11:38 Uhr

Berlin - 

Die Drogeriemarktkette dm baut auch in Österreich das Geschäft weiter aus. Nicht nur haben sich die Erlöse im vergangenen Geschäftsjahr weiter gesteigert, auch die Ambitionen werden wieder größer. Nun kündigte der Konzern an, weiter gegen das Apothekenmonopol in Österreich ankämpfen zu wollen – etwa mit dem Start einer eigenen Online-Apotheke für den österreichischen Markt. Ein Beitrag von TARA24.

dm bemüht sich seit Jahren darum, auch in Österreich Rx-Arzneimittel im stationären Handel verkaufen zu dürfen. In der Vergangenheit ist der Konzern jedoch mit mehreren Verfassungsrechtsklagen gegen die bestehende gesetzliche Regelung gescheitert. Nun will die Drogeriekette mit einem eigenen Online-Shop für rezeptfreie OTC-Produkte an den Start gehen – wie auch in Deutschland. Der Vorsitzende der dm-Geschäftsführung Österreich, Harald Bauer, versprach den Kund:innen gestern Preisvorteile von 20 bis 30 Prozent gegenüber stationären Apotheken.

dm will mehr Wettbewerb im OTC-Vertrieb

„Mehr Wettbewerb wäre eindeutig im Sinne der Verbraucher“, betonte Bauer. Eine Neuordnung des OTC-Vertriebs hätte auch volkswirtschaftlich große Relevanz. 2024 seien in Österreich bereits OTC-Präparate im Wert von 246 Millionen Euro versendet worden – 30 Prozent mehr als im Vorjahr. „Davon entfallen 75 Prozent auf ausländische Anbieter. Dass der Gesetzgeber hier weiter Wertschöpfung und Arbeitsplätze ins Ausland transferiert, ist nicht nachvollziehbar.“

Bevor Kund:innen in Österreich aber Medikamente bei dm online bestellen können, wird die dm-Online-Apotheke zuerst in Deutschland eingeführt. „Das System ist aber so gestaltet, dass es rasch auf weitere Länder ausgerollt werden kann“, erklärt Bauer.

Im Schnitt kaufen im abgelaufenen Geschäftsjahr mehr als 230.000 Menschen pro Tag bei dm Österreich ein – täglich 9000 mehr als im Vorjahr. Als Ursache für die Attraktivität der Kette nannte Bauer neben den Markenprodukten und dem Stammkundenprogramm das „konsequente Dauerpreiskonzept“. Bei sehr geringen Gewinnmargen im einstelligen Bereich gebe es generell nur wenig Potenzial zum Preissenken. Geschafft habe man es mit Mengenvorteilen, der Umstellung von Arbeitsprozessen, Synergien durch länderübergreifende Logistik und einem hohen Anteil an Eigenmarken. „Jedes zweite verkaufte Produkt war im Vorjahr eine dm-Eigenmarke.“

Andere Rahmenbedingungen in Österreich

In der Diskussion um Länderaufschläge im Handel sprach sich Bauer gegen politische Eingriffe in die Preise aus. „Wir arbeiten stringent daran, Preisabstände zu vermindern.“ In Deutschland würden allerdings andere Rahmenbedingungen herrschen – so brauche es in Österreich etwa deutlich mehr Filialen, um die gleiche Zahl an Kund:innen zu erreichen. Für mehr Preistransparenz soll vielmehr ein anderer Schritt sorgen. Jeder Artikel werde in Zukunft zentral erfasst, um Preisdifferenzen und Unterschiede bei Verpackungsgrößen oder in der Produktqualität zwischen den Ländern sichtbar zu machen. „Wo länderspezifische Unterschiede nicht erklärbar sind, werden wir das Gespräch mit der Industrie suchen.“

Versendet werden soll auch für die österreichische dm-Apotheke aus Tschechien. Thomas Köck, Geschäftsführer dm Österreich, ergänzte hierzu, dass damit ein Teil der zu leistenden Steuern und Sozialabgaben ins Ausland fließten, „aber umsatzsteuerpflichtig sind wir in Österreich“.„Wir gehen damit in den Preiswettbewerb.“

Die Zahl der dm-Standorte ist in Österreich seit zehn Jahren recht konstant, im Vorjahr sank sie um eine Filiale auf 381. Gemeinsam mit den verbundenen Ländern in Mittel- und Südosteuropa und Italien war hingegen ein leichtes Plus bei der Zahl der Filialen um 24 auf 1971 zu verzeichnen. 29.120 Beschäftigte zählt die dm-Gruppe. In Österreich sank die Zahl der Beschäftigten im vergangenen Jahr um 111 auf 6844.