Dänemark

Apotheken wollen sich subventionieren Benjamin Rohrer, 30.01.2013 15:11 Uhr

In Gefahr? Der dänische Apothekerverband warnt vor massenhaften Apothekenschließungen auf dem Land, sollte die Regierung einen Ausgleichsfonds abschaffen. Foto: Brandsvig
Berlin - 

Dänemarks Apotheker tappen immer noch im Dunkeln: Die Regierung hatte angekündigt, den Apothekenmarkt zu „modernisieren“. Einzelne Minister hatten sogar das bestehende Fremd- und Mehrbesitzverbot in Frage gestellt. Noch hat die Regierung keinen Plan vorgelegt. Schon jetzt scheint aber festzustehen, dass der Ausgleichsfonds für Landapotheken wohl abgeschafft wird. Der Apothekerverband besteht auf die Finanzhilfen für kleine Apotheken und hat nun ausgerechnet, dass nach deren Wegfall 43 Apotheken schließen müssten – das ist immerhin jede siebte Apotheke Dänemarks.

Dänemark hat mit Abstand die geringste Apothekendichte Europas: Derzeit gibt es rund 250 Apotheken in Dänemark mit weiteren 60 Filialen. Während in Deutschland auf eine Apotheke 3820 Einwohner kommen, sind es in Dänemark fast 17.000.

Um die Arzneimittelversorgung auf dem Land zu sichern, werden Apotheken mit kleinem Umsatz durch einen Ausgleichsfonds unterstützt. In diesen Zahlen die Inhaber großer Apotheken ein. Dazu wird jährlich der Durchschnittsumsatz aller Apotheken berechnet. Wer darüber liegt, muss 3,9 Prozent seines Mehrumsatzes an den Fonds abgeben.

2006 lag die Grenze beispielsweise bei 47 Millionen Kronen, das sind umgerechnet 6,3 Millionen Euro. 147 Apotheken – das entspricht 58 Prozent aller dänischen Apotheken – erhielten Gelder aus dem Gemeinschaftstopf, wobei die kleinste Apotheke 14 Millionen Kronen, umgerechnet 1,9 Millionen Euro, erwirtschaftete.

Die Kritik an diesem System ist nicht neu: Schon die rechts-liberale Vorgängerregierung wollte die Regelung abschaffen. In den vergangenen Monaten stieg auch der Druck durch die Drogerieketten: Coop und Matas stehen bereit und wollen Apotheken in ihren Geschäften eröffnen. In Medienberichten und gegenüber der Politik argumentieren die Ketten, dass mehr Abgabestellen auf dem Land hinzu kämen, wenn sie dispensieren dürften. Dann bräuchte man wiederum die Ausgleichszahlungen nicht.

Dem Apothekerverband zufolge wären 43 Apotheken direkt bedroht, sollten die Zuschläge wegfallen. Damit aber nicht genug: In Dänemark betrieben insbesondere Landapotheken in ihren Landkreisen Rezeptsammel- und OTC-Abgabestellen in Supermärkten. Laut Verband würden zusätzlich fast 150 solcher Abgabestellen wegfallen.

Betroffen seien die Regionen Sjælland, Nord-, Süd- und Mitteljütland sowie die Inseln. Insgesamt hätten knapp 500.000 Menschen einen erschwerten Zugang zu Medikamenten, so das düstere Bild des Apothekerverbandes.