Apotheken-Schnelllieferdienst

Kurando ist insolvent Alexander Müller, 21.06.2022 08:10 Uhr

Der Schnelllieferdienst Kurando hat Insolvenz angemeldet. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Der Schnelllieferdienst Kurando ist insolvent. Das Amtsgericht Charlottenburg hat einen vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Das Aus hatte sich abgezeichnet: Schon Anfang des Monats hatte die Plattform den Betrieb eingestellt.

Kurando-Mitgründer Niklas Spiegel hatte bis zuletzt noch auf eine ausstehende Antwort eines potenziellen Investors gehofft. Doch die Rettung blieb aus. Am vergangenen Donnerstag hat das Amtsgericht den Berliner Rechtsanwalt Dr. Philipp Grauer zum vorläufigen Insolvenzverwalters bestellt. Er wird sich jetzt einen Überblick verschaffen und dann entscheiden, ob ein Insolvenzverfahren eröffnet wird.

Auf der Kurando-Seite hieß es schon am 9. Juni: „Aufgepasst! kurando ist bis auf Weiteres geschlossen. Ihr könnt derzeit leider keine Produkte bestellen.“ Und Partner-Apotheker Michael Grintz aus München wusste ebenfalls schon davon, „dass der Betrieb eingestellt wurde, weil das Unternehmen seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann“.

Pleite hatte sich abgezeichnet

Anzeichen des Niedergangs von Kurando (ehemals Phastr) gab es bereits im April, als der Standort Düsseldorf aufgegeben wurde, offiziell aus Gründen der Profitabilität. Den Machern Niklas Spiegel und Lukas Pfaffernoschke war es nach dem Start im Herbst nicht mehr gelungen, Investoren für eine neue Finanzierungsrunde zu gewinnen.

Die Idee hinter Kurando ist dieselbe wie bei anderen Schnelllieferdienste für Arzneimittel: In Kooperation mit Partner-Apotheken vor Ort werden Medikamente und weitere Apothekenprodukte innerhalb von 30 Minuten bis zur Haustür zu liefern. Der Anbietermarkt ist rasant gewachsen, konsolidiert sich aber schon wieder. Der niederländische Versender Shop Apotheke hat den Anbieter First A übernommen, nennenswerte Beträge werden aber wohl nur bei Erreichen vereinbarter Ziele fließen. In Hamburg hat Medikamendo kurz nach dem Start das Angebot wieder eingestellt, weil sich der Service schlicht nicht lohnte. Anbieter Mayd hat dagegen in mehreren Runden einen zweistelligen Millionenbetrag eingeworben und will das Angebot mit großem Werbedruck auch in der Fläche ausweiten.

Rechtliche Angriffe

Doch Kurando hatte nicht nur mit schwacher Nachfrage und hartem Wettbewerb zu kämpfen, sondern musste sich auch juristischen Angriffen erwehren: Die Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) hatte unter anderem die Beratung sowie das Preismodell bemängelt. Die Kammer hat auch die beiden Geschäftsführer persönlich verklagt. Unwahrscheinlich, dass es hier nach Eröffnung eines Insolvenzverfahrens noch zu einem Prozess kommt.

Zudem hat sich das Berliner Landesamt für Soziales und Gesundheit (LAGeSo) an mehrere Lieferdienste und teilnehmende Apotheken gewandt. Aus Sicht der Aufsichtsbehörde sind die Verträge zwischen den Parteien aufgrund von Verstößen gegen das Apothekenrecht nichtig. Die Unternehmen wurden zur Stellungnahme aufgefordert.