„Unvorsichtig und falsch“

Zambo warnt vor Ende der Bürgertests Patrick Hollstein, 09.06.2022 08:57 Uhr

Tatjana Zambo, Verbandschefin in Baden-Württemberg, fordert den Erhalt der kostenlosen Bürgertests. Foto: LAV Baden-Württemberg
Berlin - 

Der Landesapothekerverband Baden-Württemberg (LAV) fordert einer Verlängerung der Laufzeit für die derzeit noch kostenfreien Bürgertests. Verbandspräsidentin Tatjana Zambo warnt vor negativen Folgen.

„Mit dem Wegfall der Bürgertests verliert das Land die effektivste Mechanik, das Infektionsgeschehen zu beobachten und frühzeitig Infektionsketten zu entdecken. Das halten wir für unvorsichtig und falsch. Die Bürgertestungen sollten nach bewährter Mechanik weiterhin angeboten und entsprechende Regelungen der Corona-Testverordnung verlängert werden“, so Zambo.

Insbesondere auch wegen der derzeit vor allem in Portugal auftretenden und sich schnell verbreitenden Omikron-Variante BA.5 ist es aus Sicht der Apothekerschaft „sträflich“, die Schnelltests in ein Bezahlsystem zu überführen. „Unsere Kundinnen und Kunden, die aus gutem Grund derzeit regelmäßig das Testangebot wahrnehmen, spiegeln uns, dass sie darauf verzichten werden, wenn der Staat diese Leistung nicht mehr finanziert“, erklärt Zambo.

Ihrer Erfahrung nach mangelt es nicht an der Motivation oder daran, dass die Sinnhaftigkeit der Schnelltest in Frage gestellt wird. Die persönliche finanzielle Belastung durch höhere Energie und Lebensmittelpreise ist der am häufigsten genannte Grund der Kundinnen und Kunden. Rückmeldungen aus den von Apotheken geführten Teststationen weisen zudem auf eine jüngst steigende Anzahl positiver Tests und auf eine zunehmende Besorgnis der Kundinnen und Kunden hin.

„Wir sollten uns nicht von den derzeit sinkenden Inzidenzen in Deutschland blenden lassen“, meint Zambo. Viele Experten gehen von einer neu auftretenden, sechsten Corona-Welle ab Spätsommer und Herbst aus. Um eine solche Welle schnell und rechtzeitig erkennen und wirkungsvoll gegensteuern zu können, sind aus Sicht des LAV Schnelltests unerlässlich. „Diese Tests müssen aber auch angenommen werden. Die Überführung in die private Bezahlung verhindert das“, ist sich Zambo sicher.

Aus Sicht des LAV muss deshalb der Staat weiterhin seiner Verantwortung gerecht werden – insbesondere auch zum Schutz der vulnerablen Personengruppen. Zambo: „Der Appell an jeden Einzelnen, beim Infektionsschutz für sich selbst und für andere Menschen Verantwortung zu übernehmen, ist absolut richtig. Aber auch der Staat hat eine Verantwortung. Und mit der Abschaffung der kostenfreien Bürgertests wird er dieser Verantwortung auf mittlere Sicht nicht gerecht.“

Nach derzeitigem Stand endet zum Monatsende Juni das Angebot an die Bürgerinnen und Bürger, sich mindestens einmal wöchentlich auf eine Infektion mit dem Coronavirus testen zu lassen.