Geschäftsbericht

Wegen Corona: Apobank halbiert Dividende APOTHEKE ADHOC, 01.04.2020 11:04 Uhr

Corona-Tribut: Apobank-Chef Ulrich Sommer halbiert die Dividende auf 2 Prozent. Foto: Apobank
Berlin - 

Trotz eines „ordentlichen“ Geschäftsjahres 2019 kürzt die Apotheker- und Ärztebank (Apobank) die Dividende für ihre Genossen. Der Grund: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Europas Banken aufgefordert, mit der Dividendenzahlung zurückhaltend umzugehen. Daher halbiert die Apobank ihre seit Jahren stabile Dividende auf 2 Prozent, obwohl sich der Jahresüberschuss leicht auf gut 64 Millionen Euro erhöhte. Auch das Anlagegeschäft lief positiv. Das Geschäftsjahr 2020 steht allerdings unter dem Einfluss von Corona.

„Mit ihrem erzielten Jahresüberschuss ist die Apobank grundsätzlich in der Lage, eine Dividende in Höhe von vier Prozent an ihre Mitglieder zu zahlen. Das hatte die Bank bei der Aufstellung des Jahresabschlusses geplant. Angesichts der unvorhergesehenen Entwicklungen in Bezug auf die Ausbreitung von Covid-19 hat die EZB am 27. März 2020 die Banken aufgefordert, die Ausschüttung von Dividenden sorgfältig abzuwägen und bis mindestens Oktober 2020 keine Dividenden auszuzahlen. Unter Einhaltung dieser Empfehlung und unter Abwägung aller Interessen wird der Vorstand nunmehr vorschlagen, eine Dividende in Höhe von zwei Prozent zu beschließen“, sagte Apobank-Chef Ulrich Sommer. Die Auszahlung der entsprechenden Dividende dürfe gemäß Vorgabe der EZB dabei frühestens nach Neubewertung der Situation im Oktober 2020 erfolgen. Die Bank werde diesen Vorschlag in den anstehenden Gremiensitzungen intensiv diskutieren.

Die für den 29. April 2020 geplante Vertreterversammlung der Apobank wird allerdings zum Schutz der Gesundheit der Teilnehmenden und angesichts der aktuellen behördlichen Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus verschoben. Die Verschiebung der Vertreterversammlung bedeutet auch, dass aktuell kein Beschluss über die Gewinnverwendung für das Geschäftsjahr 2019 herbeigeführt werden kann.

Nach eigenen Angaben erzielte die Apobank im Geschäftsjahr 2019 einen stabilen Jahresüberschuss nach Steuern in Höhe von 64,1 Millionen Euro nach 62,9 Millionen Euro im Vorjahr). Nach Reservenbildung lag das Betriebsergebnis vor Steuern bei 117,1 Millionen Euro (2018: 113,4 Mio. Euro) und damit leicht über den Erwartungen. Damit habe die Apobank höhere Aufwendungen, die vor allem auf die Investitionen in ein neues Kernbankensystem zurückzuführen seien, weitgehend kompensiert. Sommer, Vorsitzender des Apobank-Vorstands: „Die apoBank hat das vergangene Geschäftsjahr mit einem ordentlichen Ergebnis abgeschlossen und damit ihre Basis weiter gefestigt. Das werden wir nutzen, um die Heilberufler in der Corona-Krise umfassend zu unterstützen. Sei es bei einem möglichen Liquiditätsbedarf, der durch die Corona-Krise ausgelöst wurde, oder mit anderen Maßnahmen, die die Betriebsfähigkeit in Praxen, Apotheken und Krankenhäusern sicherstellen.“ Als Genossenschaftsbank der Heilberufler sähe man sich in der Pflicht, einen Beitrag zur Leistungsfähigkeit des deutschen Gesundheitswesens in diesen schweren Zeiten zu erbringen.

Die Apobank hat laut Sommer 2019 ihre Marktposition bei der Begleitung von Praxis- und Apothekengründungen sowie im Firmenkundensegment weiter ausgebaut. Das Darlehensneugeschäft übertraf das bereits hohe Vorjahresniveau und stieg auf 7,6 Milliarden Euro (2018: 7,1 Milliarden Euro). Gleichermaßen stark entwickelten sich dabei die Neuausleihungen für Finanzierungen für Existenzgründungen, Immobilien oder für Unternehmen im Gesundheitsmarkt. Eine positive Entwicklung verzeichnete sie ebenso im Anlage- und Vermögensberatungsgeschäft mit Privatkunden und institutionellen Anlegern. Die Vermögensverwaltung legte sowohl in der klassischen Ausgestaltung als auch in Form der apoVV Smart deutlich zu. Das Depotvolumen erreichte 9,7 Milliarden Euro (2018: 7,8 Milliarden Euro). In einem hart umkämpften Markt habe die Apobank darüber hinaus ihre gute Marktposition als „Verwahrstelle“ verteidigt. Das Volumen stieg auf 21,8 Milliarden Euro nach 19,6 Milliarden Euro im Vorjahr.

Der Blick in die Zukunft ist auch bei der Apobank vom Corona-Virus geprägt. Sommer: „Wir stehen vor großen Herausforderungen. Derzeit konzentrieren wir uns darauf, unseren Kunden in der Corona-Pandemie beizustehen. Wir sind überzeugt, das Rüstzeug zu haben, um die Krise zu bestehen. Wir haben eine stabile Basis, den notwendigen Pragmatismus und ein leistungsfähiges Netzwerk. Zudem haben wir in der Vergangenheit die Weichen gestellt, um noch effizientere Prozesse und Strukturen aufzubauen. Erfolgreich werden wir dann sein, wenn wir mit unserem täglichen Tun das Leben unserer Kunden als Heilberufler leichter machen.“

Die Apobank werde 2020 ihr „klar definiertes Geschäftsmodell“ weiterentwickeln. Kern sei eine „fokussierte, rentabilitätsorientierte Wachstumsstrategie“. Dafür investiere die Apobank ins Kundengeschäft, die Leistungsqualität sowie in die IT. Im Kundengeschäft blieben die strategischen Schwerpunkte unverändert: die Erhöhung des Marktanteils bei Existenzgründungsfinanzierungen, die Intensivierung des Firmenkundengeschäfts sowie der Ausbau der Vermögens- und Anlageberatung für Kunden. Zudem würden die Angebote der Apobank-Töchter wie naontek und Zahnpraxis der Zukunft dazu beitragen, das Leistungsspektrum über Bankdienstleistungen hinaus abzudecken. Die Geschäftsentwicklung 2020 stehe allerdings „im Zeichen der heute noch nicht abschätzbaren Folgen der Corona-Pandemie“. Die Apobank gehe dennoch aktuell unverändert davon aus, einen weitgehend stabilen Jahresüberschuss zu erwirtschaften.