„Der Feind ist nicht der direkte Nachbar“

Testzentrum schweißt Mitbewerber zusammen Carolin Ciulli, 12.10.2021 12:01 Uhr

Zwei Apotheken, ein Testzelt: In Krefeld haben sich Mitbewerber zusammengetan. Foto: Mauritius-Apotheke
Berlin - 

Das Testzelt der Apotheker:innen Klaus Mellis und Mareile Schlebes ist Geschichte. Das gemeinsame Projekt war nicht nur für die Bevölkerung in Krefeld ein Gewinn – es verbesserte auch den Austausch der beiden Betriebe, die keine 400 Meter voneinander entfernt liegen. Mellis freut sich, dass seine Mitbewerberin Anfang des Jahres auf ihn zugegangen ist: „Sie hat einen Vortrag von mir gehört, in dem ich immer sage, dass der Feind der Apotheken nicht der direkte Nachbar ist.“

Die vergangenen Monate seien „total schön“ gewesen, sagt Mellis. Der Inhaber der Mauritius Apotheke blickt gerne auf das Testen zurück. „Das war einmal etwas anderes, wir haben es gemeinsam gemacht und das hat dazu geführt, dass wir den sozialen Kontakt untereinander verbessert haben“, freut er sich. Der Apotheker gründete seinen Betrieb 1992 neu, während die Apotheke am Moritzplatz schon lange eine Institution war. „Damals wurde ich als ‚Neuer‘ mit Argusaugen beobachtet“, erinnert er sich.

Zwischenzeitlich sei der Kontakt mit einem Inhaber der gegenüberliegenden Apotheke gut gewesen. 2006 übernahm Schlebes die Apotheke und die Beziehung sei rein professionell gewesen. Einen Austausch habe es nicht gegeben, so Mellis. Bis Schlebes im Frühjahr die Initiative ergriffen habe. „Sie hat sich nach einem Vortrag von mir gemeldet und gefragt, ob wir nicht ein Testzentrum zusammen machen wollen.“ Der Apotheker war von dem Vorschlag überzeugt. Gemeinsam habe man einen Platz gefunden. „Es hat gut funktioniert, weil wir zu zweit waren.“

Seit Ende März testeten die beiden Mitbewerber und ihre Angestellten zentral auf dem Moritzplatz. „Die Lage ist das Wichtigste, das gilt auch für das Testzentrum. Wir hatten immer genügend zu tun.“ Es habe Tage gegeben, an denen maximal 385 Menschen getestet worden seien. Erst im vergangenen Monat sei die Nachfrage auf etwa 25 Tests pro Tag zurückgegangen. „Das lohnt sich dann nicht mehr“, so der Apotheker.

Ein Grund für das nachlassende Testgeschehen sei auch die Aufklärungskampagne der Angestellten im Testzelt gewesen. „Wir haben alle auf das Impfen aufmerksam gemacht und erklärt, dass Impfen nicht tötet“, so Mellis. Viele Kund:innen konnten dadurch überzeugt werden. „Wir haben Ängste abgebaut.“ Das gehöre auch zu den Aufgaben der Apotheken. Während jeweils eine Mitarbeiter:in für das Testen und die Computerarbeit zuständig gewesen sei, habe es eine „Platzanweiser:in“ gegeben, die die Kund:innen aufgeklärt habe.