AstraZeneca-Impfstoff aus Dessau

Spahn: „Es ist gut, die Dinge zu Hause zu haben“ dpa, 16.04.2021 17:41 Uhr

In Dessau wird ab sofort auch der Impfstoff von AstraZeneca abgefüllt. Screenshot: AstraZeneca
Berlin - 

Der Impfstoff von AstraZeneca soll in Sachsen-Anhalt früher als geplant abgefüllt werden: Ab sofort steigt IDT Biologika in die Produktion ein. Grund dafür seien kurzfristig frei gewordene Kapazitäten, die der Hersteller Merz freigegeben hatte, so Firmenchef Jürgen Betzing. Ursprünglich war der Beginn der Produktion für Anfang 2023 geplant.

In den kommenden drei Monaten sollen in Dessau-Roßlau nun mindestens zehn Millionen Impfdosen des britisch-schwedischen Herstellers abgefüllt werden. Danach laufen die vertraglich vereinbarten Rechte für AstraZeneca zunächst aus. Der Bund entschädigt Merz Pharma für das Entgegenkommen durch die freigegebenen Kapazitäten. Das deutete Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Rande eines Besuches der Abfüllanlagen mit Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (beide CDU) am Freitag an.

Die abgefüllten Impfdosen verblieben nicht zwingend in Deutschland, sagte Betzing. Die Verteilung werde zwischen der EU und AstraZeneca geregelt. Bereits seit Mitte März füllt IDT Biologika auch den Impfstoff des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson ab und verpackt die Ampullen. Die ersten Chargen seien bereits ausgeliefert worden, sagte Betzing.

Längerfristig wird IDT Biologika dann ab Anfang 2023 den Impfstoff von AstraZeneca abfüllen. Dafür werden aktuell die Anlagen des Standortes für rund 100 Millionen Euro ausgebaut.

Spahn unterstrich die Bedeutung der Impfstoffproduktion in Deutschland. Es sei wichtig, im eigenen Land zu produzieren. Das verringere die Abhängigkeit von anderen Ländern. „Es ist gut, die Dinge zu Hause zu haben.“

Laut IDT-Biologika-Chef Betzing führt das Unternehmen zudem Gespräche um eine mögliche Abfüllung des russischen Corona-Impfstoffes Sputnik V. „Es gibt Gespräche, aber das sind einfach nur Gespräche. Mehr nicht“, sagte der Unternehmenschef.

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hatte Anfang März ein Prüfverfahren für Sputnik V im Rahmen einer sogenannten Rolling Review begonnen. Dabei werden Testergebnisse bereits geprüft, auch wenn noch nicht alle Daten vorliegen und noch kein Zulassungsantrag gestellt wurde. Aktuell begutachten EMA-Experten Produktion und Lagerung des Impfstoffs in Russland.