Infektionsrisiko gesenkt

OP-Masken schützen Goldhamster Cynthia Möthrath, 22.05.2020 14:42 Uhr

Risiko um 75 Prozent gesenkt: Das simulierte Tragen von OP-Masken konnte Hamster im Versuch vor einer Infektion mit Sars-CoV-2 schützen. Foto: Mary Swift/shutterstock.com
Berlin - 

Seit der Maskenpflicht gibt es immer wieder Diskussionen über den Nutzen der Mund- und Nasenbedeckung. Forscher haben nun mithilfe von Hamstern gezeigt, wie effizient die Masken vor einer Infektion mit dem Coronavirus schützen können – sowohl den Träger selbst wie auch die Mitmenschen.

Welche Maske schützt am besten und wem dient dieser Schutz überhaupt? Macht das Material einen wesentlichen Unterschied und wie lange darf man welche Maske überhaupt tragen, ohne eine Keimschleuder daraus zu machen? Das Thema Masken hat in den vergangenen Wochen für zahlreiche Fragen und Diskussionen gesorgt, denn so manch einer ist vom Nutzen der Stoffbedeckungen nicht überzeugt. Daher gibt es immer wieder Studien, die sich mit dem Nutzen der Masken beschäftigen.

Hamster-Studie belegt Masken-Wirksamkeit

Eine aktuelle Untersuchung mit Goldhamstern will vor allem die These untermauern, dass die Masken das Risiko senken können, als unbemerkt Infizierter seine Mitmenschen anzustecken. Die Forscher der Universität Hongkong untersuchten die Effizienz von mehrlagigen OP-Masken, indem sie das verwendete Vlies zwischen die Hamsterkäfige spannten – dadurch soll das Masketragen bei den Tieren simuliert werden, wie der Spiegel berichtet. Die Ergebnisse sollen schon bald auch im Fachjournal „Clinical Infectious Diseases“ veröffentlicht werden.

Auf eine Seite des Maskenvlieses wurden Hamster gesetzt, die zuvor mit dem neuen Coronavirus Sars-CoV-2 infiziert wurden, auf der anderen Seite befanden sich gesunde Hamster. Die infizierten Tiere zeigten für kranke Hamster charakteristische Symptome wie Lethargie, schnelle Atmung und Fellveränderungen. Mithilfe eines Luftstroms wurden die Partikel der infizierten Hamster schließlich durch die Maske zu den gesunden Tieren transportiert. Insgesamt befanden sich die Tiere fünf bis sieben Tage im Luftstrom.

Infektionsrisiko um 75 Prozent gesenkt

Zunächst wurde der Maskenstoff weggelassen, um das generelle Infektionsrisiko der Tiere zu ermitteln, welches bei zwei Dritteln lag. Anschließend wurde der Stoff so aufgehängt, dass die schützende Innenseite den gesunden Hamstern zugewandt war – so als würden sie die Maske tragen. In einem dritten Modell wurde der Stoff umgedreht aufgehängt – so als würden die kranken Tiere die Maske tragen.

Das Ergebnis: Beim zweiten Modell halbierte sich das Ansteckungsrisiko auf nur ein Drittel. Im dritten Modell – also beim „Tragen“ der Maske von kranken Tieren – konnte es sogar noch weiter gesenkt werden: Nur noch 17 Prozent der gesunden Tiere erkrankten, das macht viermal weniger Erkrankungen als ohne Maske. Das Infektionsrisiko der gesunden Hamster sank somit um 75 Prozent.

Die Ergebnisse könnten also ein Hinweis darauf sein, dass das Tragen der Masken vor allem die Mitmenschen vor einer Ansteckung schützen kann. Oft gehen die Covid-19-Verläufe bekanntermaßen mit schwachen oder gar keinen Symptomen einher, sodass die Erkrankten eine Infektion nicht als solche wahrnehmen. Zudem ist das Virus bereits ansteckend, wenn noch gar keine Symptome auftreten. Dennoch kann es in dieser frühen Phase bereits über Speicheltröpfchen oder Nasensekret übertragen werden. Genau hier soll die Maske eingreifen und die Verbreitung dieser Viruspartikel weitestgehend verhindern.

Obwohl die Studie eindeutige Ergebnisse zeigt, ist sie mit einer gewissen Vorsicht zu betrachten: Denn die Anzahl der Hamster war mit 15 beziehungsweise 12 Tieren in den drei Modellen relativ gering. „Die Studie ist interessant aufgebaut und technisch gut durchgeführt", erklärt Virologe Heinz Feldmann vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases in den USA gegenüber dem „Spiegel“. „Sie zeigt im Tiermodell, dass OP-Maskenstoff das Infektionsrisiko verringert. Allerdings würde ich die exakten Ergebniszahlen nicht auf die Situation im Menschen übertragen.“ Denn bei einer Wiederholung der Untersuchung oder einer geringen Veränderung der Hamsterzahl würden sich die Zahlen mit großer Wahrscheinlichkeit merklich verändern.