Trotz abgeschwächtem Immunschutz

Omikron: Nur halb so viele Hospitalisierungen Cynthia Möthrath, 11.01.2022 14:41 Uhr

Die Omikron-Variante verursacht offenbar weniger Hospitalisierungen als Delta. Foto: Hananeko_Studio/shutterstock.com
Berlin - 

Die Omikron-Variante scheint im Allgemeinen für mildere Verläufe zu sorgen. Eine großangelegte Untersuchung aus Großbritannien untermauert dies und zeigt, dass es zu wesentlich weniger Hospitalisierungen kommt als bei der vorherigen Delta-Variante.

Mehr als eine halbe Million Covid-Erkrankungen wurden in Großbritannien analysiert. Dabei kam heraus, dass es wesentlich seltener zu Notfällen und behandlungsbedürftigen Erkrankungsfällen unter der Omikron-Variante kommt. Dennoch sind schwere Verläufe oder Todesfälle nicht auszuschließen.

Die UK Health Security Agency (UKHSA) gibt in ihrem Bericht vom 31. Dezember an, dass das Risiko einer Hospitalisierung bei Omikron nur etwa halb so hoch ist wie bei der Delta-Variante. Das Risiko einer Klinikaufnahme als Notfall war nur rund ein Drittel so hoch wie bei Delta. Personen, die zwei oder drei Impfungen hatten, wurden noch einmal zu 81 Prozent seltener hospitalisiert als ungeimpfte Personen mit Omikron.

T-Zell-Antwort bleibt erhalten

Verschiedene Untersuchungen zeigen bereits, warum es meist zu milderen Verläufen kommt. Forscher:innen aus Kapstadt fanden beispielsweise heraus, dass die T-Zell-Antwort auch ohne Booster weitestgehend erhalten bleibt. Das Forscherteam nahm die T-Zell-Reaktion bei Infektionen mit der Omikron-Variante unter die Lupe: Insgesamt wurden 70 Personen untersucht, die entweder mit den Impfstoffen von Janssen oder Biontech/Pfizer grundimmunisiert waren. Es zeigte sich, dass bei beiden Vakzinen eine 70- bis 80-prozentige T-Zell-Antwort auf das Spike-Protein der Virusvariante nachweisbar war. Das entspricht in etwa der Reaktion, die auch bei vorherigen Mutationen wie Beta und Delta ermittelt wurde.

Die Wissenschaftler:innen konnten auch bei hospitalisierten Patient:innen eine vergleichbare T-Zell-Antwort feststellen. Obwohl sich die Virusvariante den gebildeten Antikörpern der geimpften Personen entziehen kann, hofft das Team, dass die T-Zell-Antwort der Betroffenen zumindest ausreicht, um sie vor schweren Verläufen zu schützen.

Kaum Virusvermehrung in den Lungen

Verschiedene Studien zeigen zudem, dass sich die neue Virusvariante kaum in den Lungen zu vermehren scheint – die Symptomatik ist dementsprechend abgeschwächt. Forscher:innen der Washington University untersuchten Omikron im Mausmodell: Die Konzentration der Viren sei teilweise bis zu 1000-fach niedriger gewesen als für bisherige Varianten von Sars-CoV-2 bekannt.

Bei Hamstern wurden im CT zwar die typischen Milchglastrübungen entdeckt, welche auf eine Pneumonie hinweisen, allerdings kam es weder zu Ödembildung noch Einblutungen in das Lungengewebe. Auch die ausgedehnten Infiltrationen von Neutrophilen und Lymphozyten in den Alveolen, die für Sars-CoV-2 typisch sind, wurden nicht beobachtet.

Da Tiermodelle jedoch nur bedingt Aufschluss geben, haben Forscher:innen aus Hongkong Versuche an Zellkulturen von infizierten Patient:innen durchgeführt. Die Biopsien wurden mit dem Wildtyp und verschiedenen Virusvarianten von Sars-CoV-2 infiziert und beobachtet. Die im Fachjournal „Nature Portfolio“ veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass sich Omikron vor allem in der Bronchialschleimhaut vermehrt. In der Lunge hingegen fielen immunhistochemische Anfärbungen negativ aus. Was genau diesen Beobachtungen zugrunde liegt, konnten die Wissenschaftler:innen jedoch nicht klären.