Langsameres Wachstum als erwartet

Omikron BA.2.75: Wie ist der aktuelle Stand? Cynthia Möthrath, 20.07.2022 13:26 Uhr

Die Omikron-Sublinie BA.2.75 scheint sich bislang nicht so stark durchzusetzen wie zunächst befürchtet. Foto: Firn/shutterstock.com
Berlin - 

Die von manchen Wissenschaftler:innen zunächst mit Sorge betrachtete Omikron-Sublinie BA.2.75 breitet sich nicht ganz so schnell aus wie befürchtet. Dennoch ist sie bereits in Deutschland angekommen. Alle bekannten Fakten im Überblick.

Erstmals tauchte die neue Subvariante laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Mai 2022 in Indien auf. Sie geht aus der Variante BA.2 hervor, welche auch hierzulande für hohe Erkrankungszahlen sorgte. Mittlerweile wurde sie von der Variante BA.5 verdrängt. Bislang wurde BA.2.75 in Deutschland nur in einzelnen Fällen nachgewiesen.

Verschiedene Mutationen könnten von Bedeutung sein

Von der WHO wird die Variante bisher nicht als „variant of concern“ eingestuft, da umfangreiche Daten fehlen. Klar ist bereits, dass die Variante verschiedene Mutationen aufweist, die von Bedeutung sein könnten. Viele davon liegen im Spike-Protein. Da sich die neue Variante in vielen Genen von den bisherigen Varianten unterscheidet, halten Expert:innen das Risiko für Reinfektionen mit ihr groß. Da die vorherrschende Variante BA.5 jedoch sehr ansteckend ist, wäre es denkbar, dass sich BA.2.75 in Deutschland nicht so stark ausbreiten wird.

Zwar nehme BA.2.75 in Indien nach wie vor zu und scheine dort einen klaren Übertragungsvorteil zu haben, außerhalb Indiens sei das Bild jedoch nicht so klar, erläuterte Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel. Er ist Leiter einer Forschungsgruppe für Evolution von Viren und Bakterien.

Ausmaß der Verbreitung noch unklar

Indien habe bislang keine ausgeprägte Welle durch die Sublinie BA.5 gehabt, daher sei die dortige Situation nicht ohne weiteres mit dem Rest der Welt vergleichbar. Neher betonte, es sei nach wie vor möglich, dass sich BA.2.75 weltweit ausbreite. „Aber Daten der vergangenen zwei Wochen haben gezeigt, dass die Variante nicht ganz so schnell wächst wie anfangs vermutet.“

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kommentierte Erkenntnisse zu Nachweisen des Erregers auf Twitter mit den Worten: „Es sieht in den Daten bisher nicht danach aus, als ob die Variante BA.2.75. sich durchsetzen könnte.“ Dies sei eine gute Nachricht, wenn auch vorläufig. Mehrere Erbgutveränderungen von BA.2.75 hatten Forscher:innen vor einigen Wochen aufhorchen lassen.