Impfkomplikationen überwachen

Mykke-Register soll Myokarditis-Fälle bei Kindern erfassen Cynthia Möthrath, 06.12.2021 12:18 Uhr

Seltene Impfnebenwirkung: Das Mykke-Register soll Herzmuskelentzündungen bei Kindern und Jugendlichen erfassen, die in zeitlichem Zusammenhang mit einer Covid-Impfung auftreten. Foto: Ira Lichi/shutterstock.com
Berlin - 

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) will gemeinsam mit dem Deutschen Herzzentrum mögliche Impfnebenwirkungen bei Kindern beobachten: Mithilfe des Mykke-Registers, welches Myokarditis-Verdachtsfälle bei Kindern und Jugendlichen dokumentiert, soll die potenzielle Impfkomplikation und ihr Risiko überwacht werden.

Das Mykke-Register wurde bereits 2013 von der Klinik für Angeborene Herzfehler – Kinderkardiologie am Deutschen Herzzentrum Berlin ins Leben gerufen. Mittlerweile beteiligen sich fast 30 Kinderherzzentren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an dem Projekt. Damit ist es weltweit das größte pädiatrische Register für Patient:innen mit Verdacht auf Myokarditis. Es erfasst Daten zu Anamnese, Diagnostik, Therapie und Verlauf der einzelnen Fälle.

Myokarditiden nach Covid-Impfung im Fokus

Nun soll das Register auch die möglichen Myokarditis-Fälle in Zusammenhang mit einer Covid-19-Impfung erfassen und überwachen. Denn mittlerweile ist bekannt, dass es in seltenen Fällen nach der Anwendung eines mRNA-Impfstoffes zu Myokarditiden kommen kann. Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat in ihren Empfehlungen auf das Risiko hingewiesen und es bei der Nutzen-Risiko-Abwägung berücksichtigt. Jungen und junge Männer sind deutlich häufiger betroffen als ältere Männer, Mädchen und Frauen. Meist traten die Fälle wenige Tage nach der Zweitimpfung auf.

Alle Kinder und Jugendlichen, die eine Myokarditis in zeitlichem Zusammenhang mit einer Covid-19-Impfung entwickeln, sollen für mindestens zwölf Monate lang nachuntersucht werden. Durch die prospektive Studie soll neben der Erfassung der Häufigkeit auch eine Charakterisierung der Erkrankungsschwere erfolgen und der Verlauf dokumentiert werden.

Ergebnisse liefern Daten zur Sicherheit

„Die Ergebnisse sind für die Beurteilung der Sicherheit der in Deutschland an Kindern und Jugendlichen verimpften Covid19-Impfstoffe wichtig“, erklärt das PEI. „Sie tragen dazu bei, das potenzielle Risiko der schwerwiegenden Komplikationen Herzmuskelentzündung zu überwachen.“ Finanziert wird die Studie durch das Bundesgesundheitsministerium (BMG). „Wir freuen uns, durch diese Zusammenarbeit in einer prospektiven Studie weitere wertvolle Informationen bezüglich der Sicherheit der Covid-19-Impfstoffe für Kinder und Jugendliche zu gewinnen“, erklärt Dr. Dirk Mentzer, Kinderarzt und Leiter des Referats Pharmakovigilanz 1 im Paul-Ehrlich-Institut.

„Wir wollen gemeinsam die Intensität und auch mögliche Folgen einer Herzmuskelentzündung nach Covid-19-Impfung mit einem seit Jahren etablierten Forscherverbund erfassen und charakterisieren“, fügt Professor Dr. Stephan Schubert, Mykke-Studienleiter von der Klinik für Kinderkardiologie und angeborene Herzfehler hinzu. Nur das schaffe die für alle Kolleg:innen notwendigen Fakten und Transparenz in dieser besonderen Altersgruppe, um die Patient:innen weiterhin gut beraten und behandeln zu können. Professor Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, hebt hervor, dass es wichtig sei auch sehr seltenen schwerwiegenden Reaktionen auf Covid-19-Impfungen nachzugehen und sicherzustellen, dass keine bleibenden Schäden auftreten.