Coronavirus

Montgomery: CoV-2-Impfstoff frühestens nächstes Jahr APOTHEKE ADHOC/ dpa, 28.02.2020 10:07 Uhr

Keine Panik, aber versuchen, Zeit zu gewinnen: Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, rechnet frühestens im kommenden Jahr mit einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, rechnet frühestens im kommenden Jahr mit einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 - warnt aber vor Panik. Er geht davon aus, dass sich die vom Virus ausgelöste Krankheit Covid-19 auch hierzulande etablieren und wie die Grippe eine normale Infektionskrankheit sein wird, gegen die man sich impfen wird.

„In ein paar Jahren werden wir mit einer weiteren grippeartigen Erkrankung leben, die Covid-19 heißt und gegen die wir impfen können. Jetzt gilt es den Übergang zu managen“ sagte Montgomery der „Passauer Neuen Presse“. Die Technik der Impfstoff-Gewinnung und -Zulassung dauere mindestens ein Jahr. „In einem günstigen Fall haben wir nächstes Jahr einen Impfstoff.“

Er warnt jedoch bereits davor, dass ein solcher Impfstoff zu Beginn nicht in großen Mengen und nur zu einem hohen Preis zur Verfügung stehen werde. Außerdem bestehe die Sorge, dass ärmere Länder den Impfpstoff nicht erhalten. Mit ähnlichen Äußerungen hatte US-Präsident Donald Trump in den vergangenen Tagen eine Debatte in den USA ausgelöst: Ihm zufolge müssten sich viele US-Amerikaner darauf einstellen, dass sie sich einen Impfstoff gegen das Virus nicht werden leisten können.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) habe Recht, wenn er sage, dass Deutschland an der Schwelle zur Epidemie sei, sagte Montgomery. Forschungsergebnisse aus Hamburg deuteten aber darauf hin, dass sich das Virus gerade abschwäche. „Richtig ist jetzt, wo immer möglich, den Ausgangspunkt der Infektion zu finden und Quarantäne-Maßnahmen in begrenzten Bereichen durchzuführen. Isolationsstationen in den Kliniken müssen mit Hochdruck geschaffen werden“, sagte Montgomery weiter. Isolation und Quarantäne seien maßgeblich dafür, die Ausbreitung zu verlangsamen und so die notwendige Zeit zu gewinnen. „Durch die Quarantäne-Maßnahmen gewinnen wir Zeit, um einen Impfstoff zu entwickeln. Zudem entlasten wir unser Gesundheitssystem, wenn nicht alle Infektionen auf einmal auftreten“, so Montgomery. Man müsse sich darauf einstellen, dass „demnächst sehr viel mehr Menschen Coronavirus-Infektionen haben“.

Abgeriegelte Ortschaften machten nur Sinn, „wenn in Dörfern oder Kleinstädten Verkehrsverbindungen leicht abgegrenzt werden können“, sagte der ehemalige Präsident der Bundesärztekammer. In Ballungsräumen wie in Nordrhein-Westfalen oder in Hamburg seien solche Maßnahmen allerdings sinnlos. Die häusliche Quarantäne, wie sie in Nordrhein-Westfalen über 1000 Menschen verhängt wurde, hält er für die richtige Maßnahme. Sie müsste trotz potentieller Schlupflöcher weiter durchgeführt werden.

Wenig hält Montgomery hingegen von Fieberkontrollen zur Kontrolle von möglichen Infektionen. Solche Messungen seien „Augenwischerei“, so der 67-Jährige. „Fieber kann man aus vielen anderen Gründen haben. Es gibt auch Menschen, die ansteckend sind, aber kein Fieber haben“, so Montgomery. Eine jüngst veröffentlichte chinesische Studie kam zu dem Ergebnis, dass manche Patienten wohl bis zu einem Monat symptomfrei bleiben können, während sie bereits ansteckend sind.

„Vor allem müssen wir aber aufhören, Panik zu machen“, wendet Montgomery aber auch ein. „Das Virus kann bei manchen Menschen zu schweren Erkrankungen führen. Bei über 80 Prozent führt es aber nur zu erkältungsähnlichen Symptomen. Dies ist aber nicht der Weltuntergang.“