AstraZeneca-Impfstoff

„Monate hinter Plan“: Konzernchef kritisiert EU-Kommission dpa/APOTHEKE ADHOC, 27.01.2021 08:23 Uhr

Zu spät bestellt: Laut Pascal Soriot, CEO von AstraZeneca, ist der späte Vertragsabschluss durch die EU der Grund für Lieferengpässe. Foto: AstraZeneca
Berlin - 

Der Chef von Astrazeneca, Pascal Soriot, sieht den langsamen Vertragsabschluss als Grund für Lieferengpässe. Er sagte der „Welt“: „Wir sind in Europa jetzt zwei Monate hinter unserem ursprünglichen Plan.“ Man habe auch Anfangsprobleme in Großbritannien gehabt. „Aber der Vertrag mit den Briten wurde drei Monate vor dem mit Brüssel geschlossen. Wir hatten dort drei Monate mehr Zeit, um Pannen zu beheben.“

Sein Unternehmen sei vertraglich nicht zur Lieferung bestimmter Mengen Impfstoff verpflichtet. Brüssel wollte nach seinen Worten mehr oder weniger zum selben Zeitpunkt beliefert werden wie die Briten – obwohl diese drei Monate früher unterzeichnet hätten. „Darum haben wir zugesagt, es zu versuchen, uns aber nicht vertraglich verpflichtet.“

Die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Nicola Beer (FDP), fordert mehr Transparenz und Einblick in die Lieferverträge. Im Inforadio vom rbb sagte sie: „Wir haben bislang geschwärzte Entwürfe gesehen. Ich glaube, es kann nicht angehen, [...] dass wir im Grunde genommen überhaupt keine Informationen kriegen, weil an den entscheidenden Stellen – wieviel Dosen werden wann geliefert, zu welchem Preis – ist alles geschwärzt. Und diese Transparenz ist notwendig, um aufzuklären, was ist hier gerade passiert. Denn wir sehen ein Schwarzer-Peter-Spiel und darunter leidet die Vertrauenswürdigkeit."

Es könne nicht sein, dass die EU-Kommission hier mauere, so Beer weiter. Zum Vorwurf der Kommission, dass AstraZeneca die EU bei der Impfstofflieferung benachteilige, sagte die FDP-Politikerin: „Das sind ja Informationen, die die Kommission hat. Und sie selber müsste ja am besten wissen, ob es stimmt, was der AstraZeneca-Chef sagt, dass er nämlich sagt 'Wir haben nur zugesichert, so schnell wie möglich so viel wie möglich zu liefern, weil wir wussten, dass unsere Produktionskapazitäten noch nicht so weit sind – und wir liefern natürlich erst einmal an die, die zunächst bestellt haben.' Oder ob es so ist, dass sie feste Liefermengen vereinbart haben. Das kann ich Ihnen momentan nicht sagen, aber das muss auf jeden Fall aufgeklärt werden.“

Hintergrund ist die Ankündigung, nach der für diese Woche erwarteten Zulassung zunächst weniger Impfstoff zu liefern als vereinbart. Statt 80 Millionen Impfdosen sollen nach EU-Angaben bis Ende März nur 31 Millionen ankommen. Den angegebenen Grund – Probleme in der Lieferkette – will die EU nicht gelten lassen. Sie fordert Vertragstreue. Die EU-Kommission hat Vertreter des britisch-schwedischen Konzerns an diesem Mittwoch zur Krisensitzung mit Experten der EU-Staaten geladen.