Groß-Gerau

Klinik richtet „Drive-In“ für Coronavirus-Test ein dpa/ APOTHEKE ADHOC, 04.03.2020 15:18 Uhr

Quarantänestation auf vier Rädern: Eine hessische Klinik bietet einen „Drive-In“ für Corona-Tests an. Foto: Kreisklinikum Groß-Gerau
Berlin - 

Bei Verdacht einer Infektion mit dem Coronavirus können sich Patienten in Groß-Gerau im eigenen Auto untersuchen lassen. Die Kreisklinik in Südhessen nimmt seit dem Wochenende auch Abstriche durch das Autofenster. 

„Der Drive-In für Corona-Tests wird als Alternative zur normalen Untersuchung in unserer MVZ-Praxis angeboten“, sagte Krankenhaussprecher Martin Wohlrabe. Die Patienten fahren dazu an einen Hintereingang, wo eine medizinische Fachkraft durch das Fahrerfenster einen Nasenabstrich macht. Die Möglichkeit werde bisher gut angenommen. Zuvor hatten mehrere Medien über das Thema berichtet.

Sechs Tests seien mit diesem Verfahren bisher gemacht worden. Alle waren negativ. Für die Klinik bietet das Verfahren große Vorteile: „Durch das Angebot, sich auch im eigenen Fahrzeug testen zu lassen, bleiben Verdachts-Patienten sozusagen in ihrer eigenen Quarantänestation“, erklärte Geschäftsführerin Erika Raab. Die medizinische Fachkraft, die die Abstriche nimmt, trage entsprechende Schutzkleidung. „Andere Klinikbedienstete und Patienten kommen mit dem Verdachtsfall nicht in Berührung. So wird die Gefahr einer Ansteckung deutlich minimiert.“ Die meisten Patienten seien verunsichert, weil die Symptome einer Grippe ähneln, sagte Raab. Die häufigsten Beschwerden seien dabei „Schnupfen, Husten, Heiserkeit und vor allem Angst.“

Seit Bekanntwerden des Drive-In hat die Klinik 30 Anfragen von Leuten bekommen, die sich testen lassen wollen. Doch auf eigene Initiative vorbeizufahren geht nicht. „Wichtig ist: Die Patienten sollten vorher überprüfen, ob bei ihnen ein begründeter Verdacht vorliegt.“ Dann sollten sie sich telefonisch anmelden. Der Drive-In-Test solle ein Zusatzangebot bieten und keine spontanen Schnelltests auslösen. In Hessen wurde das Coronavirus bisher bei zwölf Menschen nachgewiesen.

Auch in Marburg gibt es eine solche Möglichkeit: Die Allgemeinmedizinerin Ulrike Kretschmann hat mit Kollegen ebenfalls einen Drive-In für Tests eingerichtet. Gebraucht worden sei dieser zwar noch nicht, es aber stünden Schutzkleidung und eine Garage als Hygieneschleuse bereit. Das Verfahren spare sehr viel Ressourcen, weil die potenziellen Corona-Patienten nicht die Praxis kontaminieren könnten. „Jetzt da Verdachtsfälle gesondert behandelt werden können, trauen sich auch andere Patienten wieder in die Praxis.” Ein Test per Drive-In sei eine „Win-Win-Situation”, auch weil es die Ansteckungsgefahr für Mediziner reduziere. „Ich würde mir wünschen, dass die Landesregierung das Modell aufgreift”, sagt Kretschmann.

Nicht nur in Deutschland werden derartige Angebote zunehmend normal: In Südkorea richten angesichts der rapiden Ausbreitung der Sars-CoV-2-Infektionen immer mehr Städte Drive-in-Testzentren ein. Die Zahl dieser Einrichtungen sei mittlerweile auf 48 gestiegen, berichtete der staatliche Sender Arirang am Mittwoch. Als effektiv beschrieb der Bürgermeister der nordwestlich von Seoul gelegenen Stadt Goyang, Lee Jae Jun, bei Arirang das Verfahren - „weil es das medizinische Personal schützt“. Goyang gehörte zu den ersten Städten mit solch einem Testzentrum. Dort wurde es in der vergangenen Woche auf einem Parkplatz eingerichtet.

Der britische nationale Gesundheitsdienst (NHS) bietet nach eigenen Angaben im Westen von London zusätzlich solche „drive throughs“ an. Menschen, die wegen des Virus beunruhigt seien, könnten „sicher und schnell“ getestet werden, heißt es auf der NHS-Website.

Neben „drive-throughs“ setzt der NHS auch auf die Apotheken, um das Virus im Zaum zu halten. In einer am Donnerstag veröffentlichten Handlungsanweisung schreibt der Gesundheitsdienst den Apotheken vor, mit eigenen Isolierstationen auf eine größere Zahl an Infizierten vorbereitet zu sein: So sollen sie mindestens einen geeigneten Raum oder eine geeignete Fläche in der Apotheke bereitstellen, um einzelne Patienten oder Patientengruppen isolieren zu können.