Methode soll 11-mal effektiver sein

Impfpflaster: Kleben statt spritzen? Sandra Piontek, 01.08.2022 14:50 Uhr

Sprize wird in den Arm injiziert.
Die Impfung per Pflaster hat das Potenzial, effektiver als eine Spritze zu sein. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Die Corona- Sommerwelle hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Derzeit werden zudem neue Omikron-Varianten gemeldet. Forscher:innen suchen weiterhin nach Vakzinen, die schwere Verläufe oder sogar eine Infektion verhindern können. Wissenschaftler:innen der Universität Queensland veröffentlichten nun Studienergebnisse zu einer neuen Impf-Methode: Dabei soll der Impfstoff mithilfe eines Pflasters in den Körper gelangen.

Derzeit verabreichte Impfstoffe wurden alle für den Wildtyp des Coronavirus entwickelt. Die Suche nach neuen Impfstoffen, die gut gegen die weiterentwickelten Varianten wirken, geht also weiter. Das Ziel ist, der Immunflucht der Viren entgegenzuwirken.

Höhere Wirksamkeit als klassische Impfstoffe

Im Fachjournal „Vaccine“ stellten die Forscher:innen die sogenannte HD-MAP-Technologie (High-Density Microarray Patch) vor. In einer Studie, durchgeführt an Mäusen, stellte man fest, dass die Impfung über ein Pflaster etwa 11-mal wirksamer bei der Bekämpfung der Omikron-Variante war als mit dem gleichen Impfstoff, wenn dieser über eine Nadel verabreicht wurde. Hierbei wurde ein Pflaster auf der Haut angebracht. Es könne so „präzise in die Hautschichten eindringen, die reich an Immunzellen sind“, erklärt Studienautor Christopher McMillan in einem Wissenschaftsmagazin.

„Die Patch-Technologie hat das Potenzial, eine neue und effektivere Waffe in unserem Arsenal anzubieten“, bewertet McMillan die Chancen solcher Pflaster. Die große Anzahl von Mutationen, welche die neuen Virusvarianten haben, verleihen dem Virus die Fähigkeit, der Immunantwort zu entgehen, die durch aktuelle Impfstoffe erzeugt wird. Das Pflaster zeigt einerseits eine höhere Wirksamkeit als Impfstoffe, die direkt injiziert werden, andererseits bietet auch die Form der Applikation Vorteile. Kinder oder Angstpatient:innen werden mit dieser Methode besser erreicht.

Impfung über die Nase

Die Entwicklung eines Impfpflasters ist nicht die einzige neue Methode, die Wissenschaftler:innen für weitere Corona-Impfungen in Betracht ziehen. Von Interesse für die Forscherteams ist eine sogenannte Schleimhautimmunität. Daher wird an einem Vakzin gearbeitet, welches über die Nase verabreicht wird. Direkt an der Eintrittspforte, der Nasenschleimhaut könnte so das Virus bekämpft und neutralisiert werden. Der Virologe Christian Drosten äußerte sich positiv zur Lebendimpfung über die Nase. „Das wäre ein viel besserer Übertragungsschutz, es wäre der nächste Meilenstein.“

Zu den Lebendimpfstoffen gehören beispielsweise Masern, Mumps, Röteln und Windpocken. Sie enthalten geringe Mengen vermehrungsfähiger Krankheitserreger. Diese jedoch in abgeschwächter Form, so dass die Krankheit selbst nicht ausgelöst wird. Gelangen die Erreger in den Körper, wird eine Infektion nachgeahmt und über das Immunsystem Antikörper gebildet. Der Impfschutz hält in einigen Fällen sogar lebenslang.