Überschuss

Gassen: Erstmals mehr Corona-Impfstoff als Bestellungen dpa/APOTHEKE ADHOC, 02.07.2021 11:49 Uhr

Überschuss an Dosen: Für kommende Woche wurden erstmals weniger Corona-Impfstoffe bestellt als zur Verfügung stehen. Laut KBV-Chef Dr. Andreas Gassen ist der Andrang in den meisten Arztpraxen aber trotzdem ungebrochen groß. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Deutschlands Arztpraxen dürften in der kommender Woche erstmals die Menge Corona-Impfstoff geliefert bekommen, die sie
bestellt haben. Das sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen. Denn die Praxen hätten mit bundesweit rund 2,3 Millionen bestellten Dosen weniger Impfstoff angefordert als bereitstehen. Die Praxen bräuchten aber weiterhin ausreichend Impfstoff. 

Für nächste Woche bestellten die Arztpraxen bundesweit rund zwei Millionen Impfdosen Biontech – obwohl sie 2,2 Millionen hätten bestellen können. Bei AstraZeneca wurden 325 000 Dosen geordert, 1,1 Millionen hätten bereitgestanden. „Business Insider“ berichtete zuerst darüber.

Gassen sagte, seit Beginn der Impfkampagne gegen das Coronavirus hätten die Vertragsärztinnen und -ärzte regelmäßig deutlich weniger Impfstoff erhalten als sie benötigt hätten. Nun machten sich die Ferien in immer mehr Bundesländern bemerkbar. Viele Patienten und Ärzte seien im Urlaub. Immer mehr Menschen seien auch geimpft. „Dennoch ist der Andrang in den meisten Arztpraxen ungebrochen groß.“ Viele Praxen seien noch dabei, die langen Wartelisten abzuarbeiten.

Gleichzeitig wird regional berichtet, dass genau das nicht mehr der Fall sei. In Thüringen berichtete die Kassenärztliche Vereinigung kürzlich, dass es immer schwieriger werde, Impftermine zu besetzen. „Zurzeit ist gerade ein bisschen die Luft raus“, sagt der Leiter des KV-Pandemiestabs, Jörg Mertz. „Impftermine gehen nicht mehr so leicht weg – und zwar unabhängig vom Impfstoff.“ Das habe vor allem damit zu tun, dass der größte Teil der Altersgruppe 60+ inzwischen zumindest einmal geimpft sei. Der Vorsitzende des Thüringer Hausärzteverbands, Dr. Ulf Zitterbart, spricht von einem „Sättigungsbereich“, der nahezu erreicht sei. „Die es wollten, sind geimpft. Andere sind noch unentschlossen, wollen es nicht oder sind zu jung für die Impfung“, sagte Zitterbart.

In Thüringen hatte nach Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) bis Dienstag gut die Hälfte (51,2 Prozent) der Bevölkerung zumindest eine Impfung erhalten, ein Drittel (33,2 Prozent) verfügt über den vollständigen Impfschutz. Bei den über 60-Jährigen sind fast drei Viertel der Menschen einmal und 57 Prozent zweimal geimpft.

In der übernächsten Woche sollen die Ärzt:innen insgesamt rund 3,4 Millionen Impfstoffdosen erhalten. Das hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) mitgeteilt. Dabei werde es weiterhin für alle Impfstoffe keine Höchstbestellmengen geben. Die meisten Impfstoffdosen kommen mit rund 2,5 Millionen von Biontech, das ist etwas mehr als für die kommende Woche. Die Praxen erhalten außerdem rund 800.000 Dosen von AstraZeneca sowie 100.000 Dosen von Johnson & Johnson. Nach jetzigem Stand soll laut KBV ab August auch der mRNA-Impfstoff von Moderna ausgeliefert werden.

Aufgrund der begrenzten Impfstoffmenge und anstehender Zweitimpfungen insbesondere mit Comirnaty sei es nicht ausgeschlossen, dass Ärzt:innen weniger Dosen für Erstimpfungen erhalten als sie bestellt hätten. Bei Janssen könne es wegen der sehr geringen Anzahl an Dosen sein, dass die Liefermenge je Arzt nur 1 bis 2 Vials betrage.