Corona-Impfstoff floppt

Curevac: Nur 53-prozentiger Schutz bei U60-Probanden dpa/APOTHEKE ADHOC, 01.07.2021 10:07 Uhr

Nur jeder Zweite geschützt: Der Impfstoff von Curevac fällt auch in der finalen Analyse durch. Foto: Curevac
Berlin - 

Es bleibt dabei: Beim Corona-Impfstoffkandidat des Tübinger Unternehmens Curevac ist das Risiko einer Covid-19-Erkrankung jeglichen Schweregrades und in allen Altersgruppen über 15 Virusvarianten hinweg größer als die Schutzwirkung. Laut den Ergebnissen der finalen Analyse liegt die Wirksamkeit nur bei 48 Prozent. Das teilte Curevac am späten Mittwochabend in Tübingen mit.

Damit ist der Impfstoff insgesamt deutlich weniger wirksam als andere Impfstoffe. In der Mitte Juni veröffentlichten Zwischenanalyse war von einer vorläufigen Wirksamkeit von 47 Prozent gegen eine Covid-19-Erkrankung „jeglichen Schweregrades“ die Rede gewesen. Die Daten hatten für einen deutlichen Rückgang des Börsenkurses und Enttäuschung bei Politikern gesorgt.

In der Altersgruppe zwischen 18 und 60 Jahren zeigte der Impfstoff laut der Mitteilung eine Wirksamkeit von 53 Prozent gegen eine Erkrankung jeglichen Schweregrades und eine Wirksamkeit von 77 Prozent gegen einen moderaten und schweren Krankheitsverlauf. Einen vollständigen Schutz gab es in dieser Altersgruppe vor einem Krankenhausaufenthalt oder Tod.

„Die Daten für die über 60-Jährigen innerhalb der Studie waren nicht ausreichend, um eine Wirksamkeit bestimmen zu können“, sagte Curevac-Sprecherin Sarah Fakih. Nur 9 Prozent der Fälle entfielen auf diese Altersgruppe, die die Wirksamkeit insgesamt entsprechend um 5 Prozentpunkte reduzierten.

Curevac will am Vormittag in einer Pressekonferenz detailliert über die Ergebnisse der zulassungsrelevanten Studie berichten. Die bereits veröffentlichte Präsentation hält aber keine weiteren Informationen bereit. Auch zu den Gründen äußerte sich Curevac bislang nicht.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) in Amsterdam hatte im Februar ein schnelles Prüfverfahren für den Impfstoff der Tübinger Firma gestartet. „Wir haben die Daten mit der EMA geteilt. Das rollierende Verfahren wird fortgesetzt mit Hinblick auf eine Zulassung des Impfstoffs“, erklärte Fakih.

In der finalen Analyse wurden insgesamt 228 bestätigte Covid-19-Fälle über 15 aufgetretene Virusstämme hinweg untersucht. Von den 228 Fällen wurden 204 sequenziert, um zu identifizieren, welche Variante die Infektion verursacht hatte. In rund 86 Prozent der Fälle waren dies sogenannte besorgniserregende Varianten (51 Prozent) und Varianten von besonderem Interesse (rund 35 Prozent). An der Studie hatten rund 40.000 Probanden in zehn Ländern in Lateinamerika und Europa teilgenommen.

Die Bundesregierung hatte den Curevac-Impfstoff ursprünglich für die Impfkampagne eingeplant. Zuletzt rechnete das Gesundheitsministerium aber nicht mehr mit Lieferungen des Unternehmens. An Curevac ist auch der Bund indirekt über die KfW zu 16 Prozent beteiligt. Auf diese Weise wollte Berlin das Unternehmen gegen eine mögliche Übernahme aus dem Ausland absichern. Den größten Anteil am Unternehmen hält der SAP-Mitbegründer und Investor Dietmar Hopp. Das Präparat des Tübinger Unternehmens Curevac ist ein sogenannter mRNA-Impfstoff – wie die von Biontech/Pfizer (Deutschland/USA) und Moderna (USA).