Stark erhöhte Mortalität

Covid-19 und Down-Syndrom Alexandra Negt, 23.01.2021 08:59 Uhr

Trisomie-21 ist ein großer Risikofaktor für eine erhöhte Sterblichkeit innerhalb einer Corona-Infektion. Foto: Jens Goepfert/Shutterstock.com
Berlin - 

Das Robert Koch-Institut (RKI) geht in seinem epidemiologischen Bulletin detailliert auf den Stufenplan zur pandemischen Impfung ein. Neben Menschen über 80 Jahren sollen auch Personen mit Trisomie-21 stark priorisiert geimpft werden. Das Sterberisiko ist hier besonders hoch.

Trisomie-21 belegt Platz 2 der Risikofaktoren für einen tödlichen Verlauf. Das Mortalitäts-Risiko bei einer Sars-CoV-2-Infektion ist bei Menschen mit Down-Syndrom in allen Altersgruppen deutlich erhöht. Hiervon ausgenommen sind ausschließlich Kleinkinder. Ab dem Alter von 40 Jahren weisen Menschen mit Trisomie-21 ein vergleichbares Sterberisiko wie Menschen ohne Down-Syndrom ab 80 Jahren auf. Bei Personen mit Trisomie-21 sind schwere Lungenkomplikationen um ein Vielfaches häufiger.

Gründe sind vielfältig

Die Gründe für das stark erhöhte Sterberisiko lassen sich nur teilweise auf die bekannten Risikofaktoren zurückführen. Zahlreiche Betroffene leiden unter Begleiterkrankungen wie Demenz, angeborenem Herzfehler oder Anomalien im Magen-Darm-Bereich. Ein gewisser Anteil der erhöhten Sterblichkeit kann auf diese Faktoren zurückgeführt werden. Doch auch nach Berücksichtigung dieser Risikofaktoren war das Sterberisiko um mehr als das Zehnfache höher als in der übrigen Bevölkerung. Mit fünfach höherem Risiko werden Trisomie-21-Betroffene hospitalisiert.

Das Immunsystem von Menschen mit Down-Syndrom weist eine Reihe von Besonderheiten auf. Oftmals führt dies im Gesamten zu einer abgeschwächten Immunabwehr. Das könnte ein Grund für die erhöhte Sterblichkeit sein. Ein weiterer Grund kann das vorgeschädigte Herz sein. Je nach Art des Herzfehlers kann es bereits in frühen Lebensjahren zu Mikroangiopathien kommen. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Art der Arteriosklerose, die sich auf die kleinen Blutgefäße beschränkt. Folgen davon können Schlaganfälle und Lungenembolien sein. Die Organe von Menschen mit Trisomie-21 sind demnach häufig vorbelastet. Die Lungenfunktion ist häufig eingeschränkt.

Auch der Hormonhaushalt ist bei vielen Betroffenen nicht im Gleichgewicht. Zum einen liegen häufig Probleme mit der Schilddrüse vor, zum anderen leiden zahlreiche Down-Syndrom-Patienten unter Störungen bei der Testosteron- Östrogen-Bildung. Kommt das Hormonsystem aus dem Gleichgewicht, hat das Auswirkungen auf den gesamten Organismus. Die generelle Exposition zu fremden Menschen ist durch Heimaufenthalte und stationäre Aufnahmen generell erhöht. Ein tatsächliches Runterfahren der sozialen Kontakte ist für viele Betroffene nur bedingt möglich.

Generell gibt es drei verschiedene Formen der Trisomie: Bei der freien Trisomie, die am häufigsten auftritt, treten drei Chromosomen auf. Bei der Translokations-Trisomie 21 hingegen liegt kein freies drittes Chromosom vor. Hier hat sich ein Teil des Genmaterials vom Chromosom 21 an ein anderes Chromosom angeheftet. Bei der dritten Form, der Mosaik-Trisomie 21, entsteht die Genanomalie erst bei späteren Zellteilungen, nicht in der Eizelle. Personen mit dieser Form zeigen meist sehr starke Ausprägungen, da im Körper parallel Zellen mit normalem und anormalen Chromosomensatz co-exsistieren.

Lebenserwartung gestiegen

Die Lebenserwartung von Menschen mit Trisomie-21 hängt stark von der schwere des vorhandenen Herzfehlers ab. Heutzutage beträgt das Durchschnittsalter rund 60 Jahre. Noch vor 30 Jahren wurde kaum ein Mensch mit Down-Syndrom älter als 30 Jahre.