AstraZeneca oder Biontech

Kehrtwende: Ärzte dürfen Impfstoff wählen APOTHEKE ADHOC, 14.04.2021 17:57 Uhr

Freie Auswahl: Ärzt:innen dürfen nun doch selbst entscheiden, welchen Corona-Impfstoff sie bestellen. Foto: shutterstock.com/Marc Bruxelle
Berlin - 

Arztpraxen bestellen den Corona-Impfstoff künftig doch impfstoffspezifisch. Sie geben auf dem Rezept an, von welchem Impfstoff sie wie viele Dosen benötigen. Dies gilt laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) erstmals für die Woche vom 26. April bis 2. Mai, also die Bestellungen der kommenden Woche. Dann wird der Bund erneut die Vakzine von Biontech und AstraZeneca bereitstellen.

Ab der nächsten Bestellung, die bis 20. April 12 Uhr in den Apotheken eingehen muss, bestellen die Ärzte laut KBV nicht mehr generisch, sondern geben den konkreten Impfstoff und die jeweilige Anzahl der Dosen an. Um möglichst viele Patienten impfen zu können, wird laut KBV dringend empfohlen, beide Impfstoffe zu ordern. Entsprechend den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) sollen unter Berücksichtigung des Patientenalters beide Impfstoffe verimpft werden.

Das passende Impfzubehör (Kanülen, Spritzen und gegebenenfalls NaCl-Lösung) wird weiterhin mitgeliefert. Dazu reicht die Angabe „plus Impfzubehör“ auf dem Rezept aus.

Bestellmenge

Die Bestellmenge pro Arzt ist für die Woche vom 26. April bis 2. Mai auf 18 bis maximal 30 Dosen Comirnaty (Biontech) und 10 bis maximal 50 Dosen Vaxzevria (AstraZeneca) begrenzt. Dabei soll sichergestellt sein, dass jeder Arzt mindestens drei Vials Comirnaty mit jeweils sechs Dosen und/oder voraussichtlich mindestens ein Vial von AstraZeneca mit zehn Dosen erhält.

Ärzt:innen sollen laut KBV beachten, dass sich durch die Bestellung nur eines Impfstoffes die Liefermenge für den jeweiligen Impfstoff nicht erhöht.

Insgesamt würden in der übernächsten Woche rund 1,5 Millionen Dosen für die Praxen bereitgestellt, so die KBV mit Verweis auf eine Mitteilung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG). Davon entfielen etwa drei Viertel Biontech und knapp ein Viertel AstraZeneca. Aktuell sind es rund eine Million Dosen pro Woche.

Offenbar gibt es zahlreiche Ärzt:innen, die ihren Patienten keinen Impfstoff von AstraZeneca anbieten wollen. Hintergrund sind die Meldungen über Nebenwirkungen und das damit verbundene schlechte Image des Vakzins. Allerdings mussten die Praxen in dieser Woche generisch verordnen, die Apotheken mussten die Corona-Impfstoffe von Biontech und AstraZeneca im Verhältnis 1:1 zuordnen – bezogen auf die Vials. Gleichzeitig musste die Höchstmenge von 42 Impfdosen berücksichtigt werden.

Die Abda traf sich Anfang der Woche mit Vertretern des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), des Großhandelsverbands Phagro und des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), um über die Problematik zu sprechen. Ein Ergebnis: Wenn die Praxis ausdrücklich Comirnaty bestelle und keine generische Bestellung vorliege, solle die Apotheke Kontakt aufnehmen. Die Ärzt:innen sollten über die Vorgabe der generischen Bestellung informiert werden, die zwingend mit der gleichmäßigen Lieferung der Vials von Comirnaty und des Covid-19-Impfstoffes von AstraZeneca verbunden sei. Wolle die Praxis weiterhin nur Comirnaty beziehen, „kann die Bestellung nicht beliefert werden, weil der Großhandel nur gleichmäßige Bestellmengen ausliefert“.

Die Durchimpfungsrate der Bevölkerung sei noch nicht so hoch, dass es keine ungeimpften Personen mehr gebe, die den Impfstoff von AstraZeneca nicht erhalten dürften. Wenn der Arzt generisch verordnet habe, müsse er akzeptieren, dass er aufgrund der Verfügbarkeiten sowohl Comirnaty als auch Vaxzevria erhalte. Bei generischen Bestellungen bleibe es bei dem bisher mitgeteilten Verhältnis von 1:1 beziehungsweise jeweils das gleiche ganze Vielfache bezogen auf die Anzahl der Vials der beiden Hersteller. „Es darf keinesfalls über die Bestellungen der Ärzte hinaus aufgestockt werden.“

Ärztevertreter machten mobil und warfen der Politik vor, den unproblematischeren Impfstoff an die Impfzentren zu geben, während sich die Praxen erheblichen Organisationsproblemen und Diskussion ausgesetzt sähen. Der Vorstand der KBV hat noch einmal an die Politik appelliert, den Arztpraxen auch weiterhin Impfstoff bereitzustellen, der auf ihr jeweiliges Patientenklientel zugeschnitten ist. „Wir brauchen jetzt schnell mehr Impfstoff. Nur dann können die Praxen das Impftempo massiv beschleunigen“, sagte der Vorsitzende Dr. Andreas Gassen. Zudem benötigten die Praxen verlässliche und möglichst frühzeitige Informationen über Liefermengen, um die Impftermine planen zu können, fordert Vize Dr. Stephan Hofmeister. Wichtig sei außerdem, dass es bei der einmal wöchentlichen Lieferung bleibt – so wie vereinbart.