Nicht für den deutschen Markt

Bayern: Russen investieren in Impfstoff-Werk Alexandra Negt, 07.09.2020 14:59 Uhr

Der russische Pharmakonzern R-Pharm investiert rund 20 Millionen in den Ausbau des Werkes in Illtertissen. Foto: Yalcin Sonat/shutterstock.com
Berlin - 

Russland hat als erstes Land einen Corona-Impfstoff zugelassen. Doch auch bei Kooperationen rund um die Produktion der Vakzine ist das Land vorne mit dabei. Durch eine Kooperation mit AstraZeneca soll im ersten Quartal 2021 die Impfstoffproduktion in Bayern starten. Der russische Pharmakonzern R-Pharm investiert rund 20 Millionen in den Ausbau des Werkes. Noch steht in Illertissen ein Rohbau – in wenigen Monaten sollen hier bis zu 500 Millionen Einzeldosen pro Jahr vom Band gehen.

Der russische Pharmakonzern R-Pharm investiert in den Ausbau des aktuellen Rohbaus des Herstellungswerkes in Illertissen. Ziel ist es, bereits im ersten Quartal 2021 mit der Impfstoffproduktion zu beginnen. Produziert werden soll der sogenannte „Oxford-Impfstoff“ des Pharmariesen AstraZeneca, welcher aktuell noch den sperrigen Namen ChAdOx1 nCoV-19 (AZD1222) trägt. Derzeit befinden sich der Kandidat von AstraZeneca und der Universität Oxford in der klinischen Pase-III. Der Impfstoff werde aktuell in Großbritannien, Brasilien und Südafrika an insgesamt 20.000 Menschen getestet, berichtete Pollard. Auch in den USA soll das Vakzin erprobt werden. Der Wissenschaftler geht insgesamt von etwa 50.000 Personen aus, die den Impfstoff erhalten.

Der Impfstoff soll in hohen Zahlen bereits in wenigen Monaten produziert werden. Mit dem Impfstoff sollen dann über 30 Länder versorgt werden. Deutschland gehört nicht dazu. Vornehmlich sei das Präparat für die GUS-Staaten gedacht, so der Standortleiter Ivan Semenov. Ob auch Sputnik V zu einem späteren Zeitpunkt in den neuen Räumlichkeiten produziert und abgefüllt wird, sei noch offen.

Die Europäische Union hatte sich vergangene Woche das Recht zum Kauf von bis zu 400 Millionen Dosen des möglichen Impfstoffs von AstraZeneca gesichert. Der Vertrag mit dem Unternehmen ist unterschrieben, erklärte die EU-Kommission am vergangenen Donnerstag. Der noch nicht abschließend getestete Impfstoff könnte im Fall einer Zulassung für alle 27 EU-Staaten erworben und dann nach Einwohnerzahl und Bedarf verteilt werden. Die Verteilung wird jedoch nicht von Bayern aus stattfinden. Die Anzahl der endgültigen Produktionsstandorte ist noch ungeklärt.

Ende August plante AstraZeneca eine Herstellung im  britischen Vaccines Manufacturing and Innovations Centre (VMIC). Die Produktion soll nicht nur durch AstraZeneca und R-Pharm erfolgen, sondern auch durch weitere Biotechunternehmen, darunter das Serum Institute of India, Halix, PallLife Science, Cobra Biologics, Oxford Biomedica und SK Bioscience aus Südkorea.

Bereits im Juni hatte eine sogenannte Impfstoffallianz aus Deutschland, Frankreich, Italien und den Niederlanden mit AstraZeneca einen Vertrag über mindestens 300 Millionen Impfdosen geschlossen. Eine Sprecherin der EU-Kommission betonte, das aktuelle Abkommen decke alle 27 EU-Staaten ab. Ob die EU-Abmachung den Vertrag der Impfstoffallianz ersetzt, blieb zunächst unklar.

Zwischenstand positiv

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte kürzlich erste Studien-Ergebnisse zu dem Impfstoff als „gute Nachricht“ begrüßt. „Dennoch ist es noch ein langer Weg“, sagte ein WHO-Experte. Experten hatten zuvor in der britischen Medizin-Zeitschrift „The Lancet“ berichtet, dass der Impfstoff sicher zu sein scheint und das Immunsystem ankurbelt. Das Mittel wirkt den Angaben zufolge gleich zweifach: Es fördert sowohl die Bildung von spezifischen Antikörpern als auch von T-Zellen – beide sind für die Immunabwehr wichtig. Ob das Mittel aber tatsächlich vor einer Infektion mit Sars-CoV-2 schützt, ist noch nicht nachgewiesen.