Rezeptur verzögert Übergabe

Wegen Revision: Filialverbund darf nicht verkauft werden Alexander Müller, 27.02.2023 14:57 Uhr

Weil eine Rezeptur noch nicht eingeschickt war, verzögerte sich die Übergabe eines Apothekenverbunds. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Beide Seiten waren sich einig: Apothekerin Petra Verhoeven wollte drei ihrer vier Apotheken zum Jahreswechsel an ihren Kollegen Clemens Ruchel abgeben. Doch die Aufsichtsbehörde hatte etwas dagegen – weil die letzte Revision noch nicht endgültig abgeschlossen war. Die Übergabe klappte daher erst zum Februar und unter der Prämisse, dass Ruchel für die letzte eingeschickte Salbe haftet.

Verhoeven nähert sich allmählich dem Ende ihrer beruflichen Tätigkeit und wollte sich daher verkleinern. Ihre Hansa-Apotheke in Stralsund behält sie und will dort demnächst auch umbauen. Doch die im Stadtteil „Knieper West“ nah beieinander liegenden Korallen-, Bernstein- und Sund-Apotheke wollte sie zum Jahreswechsel abgeben, am liebsten in eine Hand.

Davon hatte Ruchel Wind bekommen und sich mit Verhoeven in Verbindung gesetzt. Das war nicht schwer, denn die beiden kennen sich: Ruchel hat 2015 in der Korallen-Apotheke sein Praktisches Jahr absolviert. So wurde man sich einig, auch das Team habe sich auf das Wiedersehen gefreut, berichtet Ruchel.

Offene Fragen nach Revision

Nur ganz so schnell ging es nicht. Denn nach der jüngsten Revision seien noch ein paar Fragen zu klären gewesen, nichts Großes, aber eben offene Punkte, berichtet Verhoeven. Da die Apotheke 2022 nicht am Ringversuch teilgenommen hatte, sollte Verhoeven noch eine Probe ziehen und einschicken. Vorher gab es keine Freigabe für Übergabe.

„Ich löse mich ja nicht in Luft auf, führe weiter eine Apotheke und wäre durchaus zu erreichen gewesen“, bemängelt Verhoeven die mangelnde Flexibilität der Behörde. Diese stimmte der Übergabe letztlich nur unter der Voraussetzung zu, dass Ruchel für das Ergebnis der Probe haftet. Ein etwas merkwürdiger Vorgang, wie der Apotheker und seine Vorgängerin befinden, aber immerhin konnte der Wechsel nun im Februar erfolgen.

Ruchel hatte sich 2019 mit einer Apotheke in Pachim selbstständig gemacht, diese Apotheke mit dem Wechsel nach Stralsund aber wieder abgegeben. Den Sprung ins kalte Wasser mit der Übernahme eines Filialverbunds traut er sich zu. „Das sind drei sehr gut laufende Apotheken“, so der neue Inhaber, der zudem mit den eingespielten Teams weiterarbeiten wird.

EDV-Umstellung steht an

Eine größere Änderung steht aber schon in diesem Jahr an. In den Apotheken läuft noch das von Noventi aussortierte Warenwirtschaftssystem Infopharm. Die Softwarelinie steht zum Verkauf, Noventi will im Zuge der Sanierung nur noch die gesetzlichen Mindeststandards aktualisieren, aber keine Innovationen mehr programmieren. Für die Teams in Ruchels Apotheken wird das natürlich eine Umstellung bedeuten.

Auch Verhoeven wird es sich nicht gemütlich machen. In ihrer Hansa-Apotheke plant sie einen Umbau. Außerdem wurde sie für vier weitere Jahre in den Vorstand der Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern gewählt.

Eine Korrektur in ihrer verbliebenen Apotheke musste sie schon vornehmen. Im Zuge der Übergabe der anderen Apotheken hatte sie an allen Standorten die Apotheken Umschau aussortiert. Doch die Reaktion der Kundschaft sei so eindeutig gewesen, dass sie die Zeitschrift in der Hansa-Apotheke jetzt wieder anbietet, wenn auch mit geringerer Stückzahl.