VoIP-Umstellung

Telefon im Notdienst abgeschaltet Alexander Müller, 29.06.2016 14:45 Uhr

Berlin - 

Die Markt-Apotheke in Neunkirchen erhielt am vergangenen Freitag einen Brief von der Telekom. Darin wurde die Umstellung des analogen Telefonanschlusses auf Voice over IP (VoIP) angekündigt. Das wäre hilfreich gewesen, wäre der Wechsel auf die Internettelefonie nicht schon am Donnerstagabend erfolgt. Auch das wäre vielleicht nicht so schlimm gewesen, hätte die Apotheke nicht Notdienst gehabt und wäre die Telefonanlage nicht komplett zusammengebrochen. Bis heute funktioniert das Telefon in der Apotheke nicht richtig. Inhaberin Susanne Daniels ist sauer.

Bis Ende 2018 will die Telekom alle ihre Netze auf VoIP umgestellt haben. Das bedeutet zum Beispiel das Aus für ISDN und analoge Anschlüsse. Betroffen sind rund 20 Millionen Anschlüsse, die sukzessive umgestellt werden. Im Idealfall merkt der Kunde davon nichts. Doch immer wieder gibt es Beschwerden zu Ausfällen der Telefonanlage oder dem Umgang der Telekom mit auftretenden Schwierigkeiten.

Wie andere Kunden wurde auch die Markt-Apotheke vor Monaten über die bevorstehende Umstellung informiert. Weil ein Ausfall für eine Apotheke besonders schwerwiegend ist und auch rechtliche Konsequenzen haben kann, sollte das Ganze geordnet über die Bühne gehen. Für Ende Juni war eine Telefonkonferenz verabredet, bei der auch ein Mitarbeiter des EDV-Anbieters der Apotheke zugeschaltet werden sollte.

„Stattdessen wurde ohne weitere Absprache die Umstellung vorgenommen“, sagt Inhaberin Daniels. Mitten im Notdienst konnte die Apotheke weder anrufen, noch eingehende Gespräche annehmen. In der Folge habe sie mit rund einem Dutzend Mitarbeiter in der Hotline telefoniert, ohne dass eine Lösung gefunden wurde. „Das ist nicht irgendein Privatanschluss. Ich muss erreichbar sein, vor allem im Notdienst“, empört sich Daniels.

Zum Glück gelang eine Weiterleitung des Anschlusses auf ein Mobiltelefon, sodass die Apotheke wenigstens wieder erreichbar war. Der Faxanschluss konnte auf die Privatwohnung der Apothekerin umgelegt werden. Das war vor allem für Bestellungen und Anfragen einer Klinik sehr wichtig.

Am Montag kam ein Techniker der Telekom in die Apotheke, konnte das Problem aber auch nicht dauerhaft beheben. „Für eine Stunde hat das Telefon wieder funktioniert, seitdem gibt es immer wieder Ausfälle. Manchmal gehen einzelne Anschlüsse, mal gehen Anrufe nur rein oder raus, aber nichts funktioniert kontinuierlich“, moniert Thomas Schmidt, der Ehemann der Apothekerin.

„Zum Glück war die Apothekerkammer sehr kooperativ“, berichtet Schmidt. Denn theoretisch hätte die Apotheke schließen müssen. Damit es wegen der fehlenden Erreichbarkeit keinen Ärger mit der Kammer geben würde, hatte die Markt-Apotheke sich selbst gemeldet. In der Geschäftsstelle war das Problem schon bekannt – auch andere Kollegen im Saarland seien schon betroffen gewesen.

Das Ehepaar hat nun einen Rechtsanwalt eingeschaltet und will der Telekom mit Schadenersatzklage drohen. Solange die Apotheke nicht vorübergehend geschlossen wird, sind tatsächliche Verluste zwar schwer zu belegen. „Am größten ist ohnehin der Imageschaden für die Apotheke“, sagt Schmidt. Ihm geht es vor allem darum, andere Apotheken zu warnen, die die Umstellung noch vor sich haben.