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Jagd auf Tilidin APOTHEKE ADHOC, 20.12.2012 14:28 Uhr

Droge aus der Apotheke: Mit gefälschten Rezepten oder Einbrüchen versuchen Abhängige und Dealer, an Tilidin-Tropfen zu kommen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Schmerzmittel mit Tilidin sind für Apotheken ein heikles Thema: Immer wieder versuchen Abhängige oder Dealer, illegal an das Opioid heranzukommen – mit Rezeptfälschungen, Einbrüchen oder sogar Drohungen. Zum 1. Januar werden alle Tilidin/Naloxon-haltigen Produkte mit schneller Wirkstofffreisetzung Betäubungsmittel (BtM). Ob sich die Situation für die Apotheker verbessert, ist allerdings ungewiss.

„Zumindest gehen wir davon aus, dass die Delikte der Rezeptfälschungen abnehmen werden“, sagt Olaf Schremm vom Landeskriminalamt Berlin. „Das Verschreibungsverfahren ist umfangreicher und fälschungssicherer, so dass BTM-Rezepte in der Regel nicht gefälscht werden.“ So könne die Beschaffungskriminalität eingeschränkt werden.

Jürgen Schaffranek von Gangway, einem Verband für Straßensozialarbeit in Berlin, ist skeptisch: Man werde ab Januar das erleben, was man bei anderen illegalen Substanzen beobachten könne: eine erhebliche Zunahme der Beschaffungskriminalität, eine erhebliche Verunreinigung des Stoffes und eine Zunahme der Gewalt in der Szene.

Bislang versuchten die Täter vor allem, über gefälschte Rezepte an Tilidin-Produkte zu kommen, so Schremm. In den vergangenen Jahren seien in Berlin rund 2200 Rezepte pro Jahr gefälscht worden. Seit Mitte 2011 seien die Zahlen rückläufig: „Ob das schon eine Resonanz ist auf die anstehenende Gesetzesänderung, wissen wir nicht. Oder ob hier möglicherweise ein Umstieg stattfindet“, so Schremm.

Aber auch unter den Apothekern gibt es schwarze Schafe: Es gebe Pharmazeuten, die Tilidin unter dem Ladentisch abgäben, sagt Schaffranek. „Das wissen wir, dass es einige gibt.“ Die Gründe, aus denen Pharmazeuten das Opioid ohne Rezept abgeben, seien allerdings sehr verschieden: „Zum einen natürlich Geschäftstüchtigkeit, wenn man es mal vorsichtig formulieren will“, so Schaffranek. „Auf der anderen Seite aber auch, weil Apotheker erpresst werden, mitunter mit sehr heftigen Drohungen.“