Selbstmedikation

Verbraucher hinterfragen Apothekenpflicht Désirée Kietzmann, 09.10.2009 15:06 Uhr

Berlin - 

Die Apothekenpflicht ist nicht nur für Fachkreise, sondern auch für Verbraucher ein Thema. Welche Präparate sollte es weiterhin nur in der Apotheke geben, welche sollten auch in Drogeriemärkten erhältlich sein? Diese Frage stellte das Marktforschungsunternehmen TNS Infratest im Mai mehr als 3300 Apothekenkunden. Die Ergebnisse zeigen ein differenziertes Bild.

Jeder fünfte Befragte befürwortet der Umfrage zufolge den Vertrieb bislang apothekenpflichtiger Arzneimittel durch Supermärkte und Drogerien. 37 Prozent können sich die Öffnung der Vertriebswege zumindest für einige Produkte vorstellen.

Dagegen war jeder zehnte Befragte der Meinung, dass eine generelle Freiverkäuflichkeit auf keinen Fall eingeführt werden sollte. Jeder Fünfte stand einer entsprechenden Regelung eher ablehnend gegenüber und sprach sich dafür aus, zumindest nicht alle Produkte freizugeben.

So gehören Cortison-Produkte für 88 Prozent der Befragten nur in die Apotheke. Ähnlich hohe Werte erzielen Beruhigungs- und Schlafmittel (82 Prozent) sowie Leber- und Gallemittel (77 Prozent). Drei Viertel der Patienten würden auch Mittel zur Behandlung von Genitalpilzen nur in der Apotheke kaufen. Orale Schmerz- beziehungsweise fiebersenkene Erkältungsmittel wollen 73 beziehungsweise 64 Prozent der Befragten nur aus der Hand des Apothekers erhalten.

Bei anderen Erkältungsmitteln wird die Apothekenpflicht offenbar als weniger wichtig erachtet: Jeweils die Hälfte der Befragten kann sich vorstellen, nicht-pflanzliche Hustenmittel, Mittel gegen Halsschmerzen, Präparate zur Stärkung der Immunabwehr sowie Durchfallpräparate auch in der Drogerie oder im Supermarkt zu kaufen.

Bei Produkten zum Einreiben und Inhalieren sowie bei Schnupfenmitteln sprechen sich rund zwei Drittel der Befragten für eine Freigabe aus, bei Mitteln gegen Sodbrennen, Völlegefühl und Blähungen sogar 72 Prozent.

Auch bei Lifestyle-Produkten bevorzugen viele Verbraucher offenbar einen weitgehend freien Vertrieb: Drei Viertel wollen Raucherentwöhnungsmittel auch in der Drogerie kaufen, acht von zehn Befragten Präparate gegen Haarausfall. Mehr als 80 Prozent der Befragten sprechen sich sowohl bei topisch als auch bei oral anzuwendenden Produkten für Muskeln, Gelenke und Knochen für den Verkauf in Drogerien aus.

Punkten kann die Apotheke durch das persönliche Gespräch bei der Abgabe: 95 Prozent gaben an, sie wollten in der Apotheke eine gute Beratung erhalten. Mehr als die Hälfte der Befragten legt zudem Wert darauf, dass sich das Apothekenpersonal für den persönlichen Gesundheitszustand interessiert, aktiv nachfragt und Gesundheitsleistungen und -beratungen anbietet.

Die Produkt-Empfehlung des Apothekers steht den Autoren der Studie zufolge weit über monetären Aspekten. Immerhin jeder vierte Befragte gab an, dass ihm die Kosten eines OTC-Präparates egal seien. Mehr als 60 Prozent wissen eigenen Angaben zufolge nicht, was die kürzlich gekauften rezeptfreien Arzneimittel gekostet haben.