Vom Deal überrascht

Shop Apotheke/First A: Apotheke kündigt Partnerschaft Carolin Ciulli, 13.04.2022 12:29 Uhr

Die Easy-Apotheke Prenzlauer Berg in Berlin kooperierte probeweise mit dem Schnelllieferdienst First A. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Seit ein paar Monaten kooperiert die Easy-Apotheke Prenzlauer Berg in Berlin mit dem Schnelllieferdienst First A. Die Zusammenarbeit sei „probeweise“, sagt Inhaberin Kristin Schattmann. Über den Deal mit dem niederländischen Versender Shop Apotheke wurde sie nicht informiert. Die Partnerschaft werde beendet.

Shop Apotheke steigt mit dem Kauf von First A in den Markt der Schnelllieferdienste für Arzneimittel ein. Bereits bei mehreren Mitbewerbern klopfte das Unternehmen mit Sitz im niederländischen Sevenum an, um das Netzwerk vor Ort weiter auszubauen. Die jetzige Übernahme wird entsprechend gefeiert: „Die Akquisition dieses aufstrebenden Sofortlieferdienstes für Arzneimittel ist eine ideale Ergänzung zum NOW! Service von Shop Apotheke Europe“, hieß es. Der Dienst First A gehört zum Berliner Unternehmen Aurora Gesundheit und verspricht bei Bestellungen über die App in Zusammenarbeit mit stationären Apotheken, innerhalb von 30 Minuten kostenfrei zu liefern.

Schwachstellen bei First A

Tatsächlich geht Shop Apotheke mit diesem strategischen Schritt wenig Risiko ein. Denn der Kauf ist auch an Erfolgskomponenten gebunden, die in vier Jahren erfüllt werden sollen. Der schnelllebige Markt wird vermutlich früher zeigen, ob der Deal lohnend war. First A könnte von dem neuen Eigentümer profitieren, denn tatsächlich gibt es Schwachstellen. Die App wird etwa von Nutzern kritisiert, die Eingabe funktioniert nicht einwandfrei. Auch der Lieferservice ist ausbaufähig: In Berlin wurde einer Nutzerin von einer Partner-Apotheke nur eine persönliche Abholung vorgeschlagen.

Die Zahl der Bestellungen bei First A soll einem Insider zufolge zum Jahresanfang bei insgesamt rund 2500 gelegen haben. Teilt man dies auf die fünf Städte, in denen der Dienst laut eigenen Angaben aktiv ist, und im Schnitt zwei bis drei Partner-Apotheken, bleiben fünf bis sechs Bestellungen pro Tag und Apotheke. Investoren zu finden, sei bei diesen Zahlen nicht einfach, sagt der Branchenkenner.

Dies entspricht auch dem Auftragseingang in der Easy-Apotheke in Berlin. Bestellungen gingen nicht regelmäßig ein, sagt Schattmann. Zuletzt seien die Zahlen gestiegen, weil die Apotheke die Aufträge als Spende für die Kriegsopfer der Ukraine aufgestockt habe. Sonst seien es zwischen fünf und zehn pro Tag, die von verifizierten Kurierfahrer:innen von First A abgeholt würden. Die Kund:innen bestellten vor allem Elotrans, Taschentücher, Bonbons und viel Kondome. „Wir haben hier ein junges Publikum.“

Kritik an der Übernahme durch einen Holland-Versender

Von der Übernahme durch die Shop Apotheke wusste Schattmann laut eigenem Bekunden nichts. Wie sie darauf reagieren wird, steht bereits fest: Die „Test-Kooperation mit First A“ werde zum 1. Mai beendet, sagt sie. Sie wolle sich mit „anderen Botendiensten in Verbindung setzen“. „Ich denke es ist nicht förderlich, dass die Vor-Ort-Apotheken den Online-Versandhandel durch unsere Mehrarbeit monetär unterstützen. Ich hoffe, das werden mehrere Apotheker so sehen.“

Generell sei die Partnerschaft mit dem Schnelllieferdienst „nur unter Vorbehalt“ eingegangen worden. Denn einerseits sei sie gerade dabei, eine Versandhandelserlaubnis zu beantragen, um mit externen Anbietern arbeiten zu können. Zudem seien „die Geschäftspartner von First A zu jung“, sagt sie.

Auch ihr Standort sei aufgrund der Lage und der hohen Kundenfrequenz gut. Durch Corona seien die Lieferanfragen zwar gestiegen, doch der Schnelllieferdienst sei ein „Add-on“, sagt die Apothekerin. Letztlich biete auch ihr Franchiseanbieter easy einen Click & Collect-Service an.

Kritik an der Übernahme kommt auch aus anderen Apotheken. „Die beiden First A-Gründer saßen auch bei mir in der Apotheke und wollten mich dabeihaben“, sagt ein Inhaber. „Ich konnte sie aber nicht ernst nehmen. Die waren der Prototyp eines BWLers und verlangten eine Marge von 40 Prozent.“ Mittlerweile arbeite er mit einem anderen Lieferdienst zusammen. Der Einstieg eines niederländischen Versenders wäre für ihn „ein Kriterium, die Partnerschaft sofort zu kündigen“, betont er.