Patentablauf

Sandoz liefert Losartan zu früh Alexander Müller, 13.01.2010 15:12 Uhr

Berlin - 

Das Patent der deutschen Merck-Tochter MSD Sharp & Dohme für den Blutdrucksenker Lorzaar (Losartan) läuft eigentlich erst im März aus. Doch der schweizerische Generikakonzern Sandoz hat sich gegenüber der Konkurrenz einen Vorsprung verschafft: Ein so genannter Early Entry-Vertrag mit MSD sichert der Novartis-Tochter für das eigene Losartan-Präparat ein vorübergehendes Exklusivrecht unter den Generikaherstellern. Doch aus dem Frühstart wurde ein Fehlstart: Rund 5000 Apotheken haben die erste Lieferung wegen einer Panne zu früh bekommen.

Die Apotheken erhielten vier N3-Packungen; jeweils zwei unterschiedliche Wirkstärken von Losartan und einem Kombinationspräparat Losartan-Hydrochlorothiazid. Beigelegt war nur der Lieferschein, eine Rechnung fehlte. Die Präparate sind noch nicht einmal in der Software gelistet.

„Es handelt sich um einen logistischen Fehler“, erklärte ein Sandoz-Sprecher gegenüber APOTHEKE ADHOC. Eigentlich sollten die Apotheken die Ware erst am Freitag erhalten. „Unsere Sandoz 'Premium Club'-Mitglieder wurden leider zu früh beliefert. Das ist ärgerlich, aber nicht mehr zu ändern“, so der Sprecher.

An die Club-Mitglieder liefert Sandoz bei Bedarf kleinere Mengen von neu eingeführten Produkten. Die unaufgeforderten Lieferungen sind laut Sprecher aber eher die Ausnahme. Diesmal scheint es richtig schief gelaufen zu sein: Offenbar wurden die Losartan-Pakete nicht nur zu früh, sondern zum Teil auch an Apotheken verschickt, die nicht oder nicht mehr Club-Mitglied bei Sandoz sind.

Der Konzern hat den Fehler per Fax gegenüber den Apotheken eingeräumt. In dem Schreiben heißt es: „Wir bitten Sie, die Ware bei sich zu behalten und NICHT an Ihre Kunden abzugeben. Der Behalt der Produkte ist mit dem Patentinhaber MSD abgestimmt.“ Am kommenden Freitag soll es weitere Informationen geben.

Viele Apotheker reagieren sensibel auf nicht bestellte Lieferungen. Bislang haben nur vereinzelt Hersteller versucht, sich auf diese Weise schnell im neuen Markt breit zu machen. Doch wenn das Konzept Schule macht, könnten die Apotheken bei jedem Patentablauf mit Startpaketen überschwemmt werden. Sonderkonditionen und lange Zahlungsfristen entschädigen dann nur zum Teil für den Aufwand der - zumindest kostenlosen - Rücksendungen. Im März wird sich zeigen, wer nach dem Patentablauf von Losartan ungefragt Päckchen verschickt. Die Sandoz-Tochter Hexal dürfte nach der ersten Panne vorsichtiger sein.