Teststreifen

AOK schwärzt Apotheker bei Ärzten an Julia Pradel, 31.01.2014 15:35 Uhr

Vertragslücke: In Sachsen-Anhalt streiten Apotheker und AOK über die Abrechnung von Blutzuckerteststreifen. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. In Sachsen-Anhalt setzen die Kassen Ärzte und Apotheker aufeinander an. Während die Pharmazeuten überwachen sollen, dass die Mediziner sich bei Impfstoffen an die Rabattverträge halten, ist es bei Teststreifen anders herum: Mitarbeiter der AOK haben mehrere Apotheker bei ihren Ärzten angeschwärzt – weil diese die Teststreifen angeblich zu teuer abgerechnet haben.

Die Apotheker hatten eine Lücke im Arzneiversorgungsvertrag gefunden und genutzt. Seit Oktober sind die gängigen Blutzuckerteststreifen einer von zwei Preisgruppen zugeordnet: Je nach Kategorie können die Apotheken 16,80 oder 19,95 Euro pro 50-Stück-Packung abrechnen. Außerdem gibt es fünf Präparate, für die die AOK 22 Euro zahlt.

Für alle nicht namentlich genannten Teststreifen können 23,50 Euro abgerechnet werden. Weil hinter den Produktnamen auch die Hersteller aufgeführt sind, tauchen die Reimporte nirgends auf. Mehrere Apotheker sollen daher den Import abgegeben und zum teuersten Preis abgerechnet haben.

Daraufhin haben Mitarbeiter der Kasse bei Ärzten angerufen und Druck ausgeübt. Den Medizinern wurde dem Vernehmen nach erklärt, dass der jeweilige Apotheker die Teststreifen zu teuer abgegeben habe.

Weil sich die Lücke im Vertrag offenbar nicht anders schließen lässt, gibt die AOK die Reimporte auf: Die Ärzte wurden dem Vernehmen nach aufgefordert, das Original zu verordnen und den Austausch auszuschließen.

Auch beim Landesapothekerverband (LAV) hat sich die AOK über die vermeintliche Umgehung des Vertrags beschwert: „Wir haben uns erst mal dagegen verwahrt, dass das Absicht war“, sagt LAV-Vize Dr. Jens Prantz. Er betont auch, dass die Vorgehensweise der Apotheker von der vertraglichen Regelung gedeckt sei.

Dennoch ist der Verband in Gesprächen mit der AOK: „Wir sind dabei, eine Lösung für das Problem zu finden“, sagt Prantz. Wie eine solche Lösung aussehen könnte, will er nicht mutmaßen. „Ich möchte den Verhandlungen nicht vorgreifen.“