Pharmazieräte

Revision soll gerechter werden Alexander Müller, 15.06.2018 10:27 Uhr

Berlin - 

Besuch vom Pharmazierat bekommt fast kein Apotheker gern. Schon gar nicht unangekündigt. Dieses Schicksal kann auch gar nicht jeden Inhaber ereilen – in einigen Bundesländern wird die Revision angemeldet. Weil das – sowie andere Vorgaben – nicht besonders ausgewogen ist, wollen die Pharmazieräte im Herbst einheitliche Regeln für die Apothekenkontrolle vereinbaren.

Es ist das Dauerthema der Arbeitsgemeinschaft der Pharmazieräte Deutschlands (APD): Wie können die Revisionen in den einzelnen Bundesländern möglichst vereinheitlicht werden? Denn bislang verhindert der Föderalismus eine vergleichbare Revision der Apotheken. Die Landesbehörden stellen unterschiedliche Anforderungen an die Kontrollen, interpretieren die gesetzlichen Vorgaben individuell. Die Frequenz der Besuche variiert, mal werden sie angekündigt, mal nicht.

Den Föderalismus können die Pharmazieräte nicht abschaffen, aber sich um eine möglichst einheitliche Auslegung der Verordnungen und Gesetzen bemühen – in Abstimmung mit den jeweils zuständigen Landesbehörden. Schon auf früheren Tagungen wurden konkrete Handlungsanleitungen erarbeitet. Jetzt soll da ganze praxisnaher werden: Für ihre Tagung im September haben sich die Pharmazieräte vorgenommen, ein „Handbuch zur Apothekenrevision“ zu erstellen.

Zwar sei die Überwachung der Apotheken immer noch Ländersache, doch die Punkte, die in der Apotheke zu prüfen sind, seien überall gleich, heißt es zur Begründung. Damit die Prüfer es in den Apotheken möglichst leicht haben, setzt auch die APD auf moderne Technik. Module zu einzelnen Paragraphen der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) sollen digital aufbereitet werden. Für die noch eher analogen Kollegen soll es ein Handbuch geben.

Das Ziel der APD ist ambitioniert: „Diese Module sollen auch langfristig die Überwachung der einzelnen Apotheken immer einheitlicher gestalten. Und in optimaler Weise eines Tages zu einem bundesweit einheitlichen Revisionsbogen führen.“ Bei der Tagung im September können und sollen die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft ihre Vorschläge und Erfahrungen einbringen.

Zentrale Fragen: Wo gibt es Probleme bei der Überwachung? Wo fehlen konkrete Handlungsanweisungen zur Umsetzung von ApBetrO, Apothekengesetz (ApoG) oder anderen Vorschriften? Die Pharmazieräte wollen im Herbst gemeinsam Antworten finden.

Unterstützung sollen die Gastvorträge der Tagung bieten, unter anderem aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG). Ministerialrat Hans-Gorg Will, Referatsleiter für „Grundsatzfragen Apothekengesetz, Pharmaberufe und Apothekenbetrieb“ wird zu den Pharmazieräten sprechen. Sein Thema: „Neues und Wichtiges aus dem BMG“. Die Pharmazieräte erhoffen sich von ihren Referenten Insiderinformationen aus erster Hand zu bekommen.

Veronika Lamberti-Wesserling aus dem niedersächsischen Gesundheitsministerium wird über wichtige Beschlüsse aus Sicht der Arbeitsgruppe „Arzneimittel-, Apotheken-, Transfusions- und Betäubungsmittelwesen“ (AATB) berichten, die in der Arbeitsgemeinschaft der obersten Landesgesundheitsbehörden (AOLG) organisiert ist.

Auch die ABDA ist vertreten: Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), wird über die Berufspolitik berichten, ABDA-Chefjurist Lutz Tisch wird aktuelle Gerichtsurteile vorstellen und allgemein über die Entwicklungen im Apotheken- und Arzneimittelrecht sprechen.

Und nach den Vorträgen sollen dann die Handlungshilfen für die Revision gehen. Drei Tage sitzen die Pharmazieräte insgesamt zusammen, die Überwachung von Zyto-Laboren steht erwartungsgemäß auch auf dem Programm. Auch hierfür soll eine Checkliste erarbeitet werden. Weitere Themen sind die Überwachung der Heimversorgung und die Rezeptur.

Auf der Tagung sollen ganz konkret auch aktuelle Vorfälle zur Sprache kommen. „Denn wir Pharmazieräte und Amtsapotheker erfüllen mit unserer Überwachungstätigkeit nicht nur eine staatliche Aufgabe, sondern leisten auch einen wichtigen und wertvollen Beitrag zur Arzneimittelsicherheit und damit zur Gesundheit und zum Wohl der Bevölkerung“, so das Selbstverständnis. „Wir stehen zudem auch in der Verantwortung für den Berufsstand und erfüllen eine berufspolitische Funktion – als Vorbild, als Motivator, als Ideengeber.“ Die Apotheker werden sich vielleicht auch künftig nicht über eine Revision freuen, können aber zumindest ein besseres Gefühl haben, dass es gerechter zugeht.