Sachsen / Tschechische Republik

Pillen-Shoppen im Ausland Alexander Müller, 19.05.2008 20:03 Uhr

Berlin - 

Sachsens Apotheker haben verstärkt mit der Konkurrenz aus der Tschechischen Republik zu kämpfen: Immer mehr Kunden fahren über die Grenze und besorgen sich ihre Medikamente billiger in tschechischen Apotheken oder auf dem Schwarzmarkt. „Das ist nicht nur ein wirtschaftliches Problem für die sächsischen Apotheker. Hinsichtlich des Mehr- und Fehlgebrauchs von Arzneimitteln ist das ein nicht zu kontrollierender Faktor“, sagte Eike Barthel, stellvertretende Vorsitzende des sächsischen Apothekerverbandes, gegenüber APOTHEKE ADHOC.

Wie viele Kunden tatsächlich im nahen Ausland einkaufen gehen, sei schwer zu schätzen. Nur wenige Kunden gestehen ihr „Fremdgehen“ später in der Stammapotheke. „Grund- und Selbstmedikation lassen sich so nur schwer abgleichen“, sagte Barthel. In ihrer Hubertus-Apotheke in Klingenthal spürt sie die Ausfälle: Die Apotheke ist etwa 300 Meter von der Grenze entfernt - der OTC-Umsatz liege rund 20 Prozent unter dem Durchschnitt in Sachsen. Betroffen seien vor allem hochpreisige Präparate. „Dem Preisargument kann man nichts entgegenhalten bei diesen Währungsunterschieden“, sagte Barthel.

Doch immer wieder kommen Kunden in die Apotheke, weil sie die Packungsbeilage nicht verstehen können: „Ich versuche den Patienten klar zu machen, dass Abgabe und Information zusammengehören. Auch haftungsrechtlich kann das sonst für uns ein Problem werden“, so Barthel. „Aber wenn es hart auf hart kommt, verliere ich natürlich nicht auf einmal meinen pharmazeutischen Sachverstand.“

Besonders problematisch sei der gewerbsmäßige Handel mit Medikamenten über die Grenze, erklärte Barthel: „Hier sehe ich den Zoll in der Pflicht, größere Mengen aus dem Verkehr zu ziehen.“ Ein tschechischer Apotheker hatte gegenüber Medien zugegeben, dass bei ihm Einzelpersonen Medikamente gleich für ihr ganzes Dorf einkauften.