Halbe Milliarde an Rücklagen

pDL: Erstmals Stagnation in Apotheken 23.09.2025 09:16 Uhr

Berlin - 

Im zweiten Quartal konnte erstmals kein nennenswerter Zuwachs bei den pharmazeutischen Dienstleistungen (pDL) in den Apotheken erzielt werden. Die Rücklagen summieren sich auf mehr als eine halbe Milliarde Euro.

Knapp 196 Millionen Rx-Packungen wurden im ersten Quartal abgesetzt; jeweils 20 Cent wurden für die pDL eingezahlt. Damit ergeben sich Einnahmen in Höhe von knapp 39,1 Millionen Euro. Bereits vorhanden waren Rücklagen in Höhe von 475 Millionen Euro, auf die auch noch Zinsen in Höhe von 5 Millionen Euro anfielen. Damit standen 519 Millionen Euro zur Ausschüttung zur Verfügung.

Abgerufen wurden 10,1 Millionen Euro, das waren gerade einmal 2 Prozent mehr als im ersten Quartal (9,9 Millionen Euro). Immerhin: Im Vergleich zum zweiten Quartals des Vorjahres ergibt sich ein Zuwachs von 63 Prozent. Im ersten Halbjahr – also erstes und zweites Quartal – lag das Plus bei 83 Prozent.

Anders ausgedrückt: Wurden vor einem Jahr noch 16 Prozent der neu hinzugekommenen Mittel abgerufen, waren es jetzt 26 Prozent. Drei Viertel konnten allerdings entsprechend nicht ausgeschüttet werden: 509 Millionen Euro wurden auf das nächste Quartal vorgetragen. Innerhalb eines Jahres sind im Rücklagentopf 134 Millionen hinzugekommen.

Laut NNF haben sich im zweiten Quartal 8595 Apotheken an der verbesserten Patientenversorgung durch die pDL beteiligt. Erstmals werden auch Zahlen zu einzelnen pDL geliefert: 108.417 Patientinnen und Patienten haben sich demnach zur Anwendung von Inhalativa schulen lassen, das waren 74 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Bei 64.991 Patientinnen und Patienten wurde eine erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation durchgeführt (plus 70 Prozent). Die standardisierte Risikoerfassung hoher Blutdruck wurde 39.519 Mal durchgeführt (plus 157 Prozent).

Kommt bald die Direktabrechnung?

In den Eckpunkten zur Apothekenreform, die Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) in der vergangenen Woche beim Deutschen Apothekertag (DAT) in Düsseldorf vorgestellt hat, ist eine „Umverteilung“ des kompletten pDL-Zuschlags auf die Nacht- und Notdienstvergütung geplant. Bei pDL soll auf eine Direktabrechnung mit den Kassen umgestellt und der Fonds perspektivisch aufgelöst werden; für Geld, das dann noch übrig ist, soll laut Warken eine Lösung gefunden werden.

Die Kassen loben diesen Schritt: „Was wir ausdrücklich begrüßen, ist die perspektivische Umstellung auf Direktabrechnung von pharmazeutischen Dienstleistungen“, sagte etwa Dr. Carola Reimann vom AOK-Bundesverband. Aktuell führten die Krankenkassen jedes Quartal etwa 40 Millionen Euro ab; eine halbe Milliarde Euro liege brach, so Reimann. „Das sind ungenutzte Gelder der Solidargemeinschaft, für welche die Apotheker offenbar keine Verwendung finden – deshalb ist hier dringend eine kurzfristige Umstellung mit Rückführung der Gelder an die GKV erforderlich.“

Abda-Präsident Thomas Preis dagegen hatte sich beim DAT auf der Bühne darüber geärgert, dass in dem gerade erst anwachsenden Bereich der pDL jetzt der Stecker gezogen wird. Laut Warken soll der Bereich allerdings ausgebaut und um neue Leistungen ergänzt werden. Der DAT beschloss daher, den Katalog zu erweitern, nämlich um Raucherentwöhnung, Impfpass-Check, Inhalationsschulungen bei Kindern von 0 bis 6 Jahren, Stärkung der Herzgesundheit und strukturierte Präventionsprogramme.