Versorgungsverträge

Linda trimmt Diabetes-Apotheker Alexander Müller, 11.04.2011 10:59 Uhr

Berlin - 

Die Apothekenkooperation Linda (MVDA) will ihre Mitglieder zu Diabetes-Experten trimmen. Apotheker und ihre Mitarbeiter können am Programm „Linda Coaching Diabetes“ teilnehmen und sich zertifizieren lassen. Dabei geht es nicht nur um die medizinische Versorgung, sondern um Tipps zur Lebensführung: Die Patienten sollen vor allem lernen, im Alltag besser mit ihrer Erkrankung umzugehen. Mit dem bisherigen Verlauf des Projekts ist man bei Linda zufrieden, im nächsten Schritt will Linda bei den Krankenkassen Geld einsammeln.

Die Apotheken müssen in drei Monaten 16 Video-Ausbildungsmodule absolvieren, bei denen es um indikationsspezifische Fachkenntnisse, aber auch um Kommunikationstechniken geht. Um das Zertifikat „Patienten-Coach Diabetes“ zu erhalten, müssen sie nach jedem Modul einen Online-Test bestehen. Danach können sie zum Beispiel Kurse für Diabetiker anbieten: Für die Gruppensitzungen zu 13 Themen gibt es Videos sowie Arbeitsunterlagen für die Patienten und den Apotheker.

Rund 100 Coaches hat Linda schon zertifiziert, mehr als 1000 sollen sich schon für die Ausbildung registriert haben. Beim Ziel, ein flächendeckendes Expertennetz aufzubauen, befindet sich Linda nach eigenen Angaben im Zeitplan. Für Linda-Apotheken ist die Teilnahme am Programm kostenlos. Externe Apotheken zahlen 980 Euro, jeder weitere Coach in derselben Apotheke kostet 350 Euro. Wer das Online-Portal nach Abschluss der Ausbildung weiter nutzen möchte, zahlt monatlich 49,50 Euro.

Jetzt versucht Linda, die Krankenkassen mit ins Boot zu holen: Das Coaching treffe bei einigen Anbietern - gesetzlichen wie privaten - auf reges Interesse, sagte eine Sprecherin. Erste Gespräche liefen bereits. Linda kann sich eine direkte Vergütung für das Coaching vorstellen, aber auch Steuerungsmodelle oder eine Mischform aus beidem.


Apotheker Jochen Hierl hat sich zum Coach ausbilden lassen und betreut vier Diabetiker. Mehr ginge in seiner Apotheke derzeit nicht, weil die intensivere Beratung sehr zeitaufwändig sei. Er setzt darauf, dass Linda mit den Kassen einen Versorgungsvertrag schließt: „Wenn uns die Kassen Patienten zuweisen, könnten wir auch Gruppen bilden. Dies müsste dann aber auch bezahlt werden“, sagt Hierl. Schließlich würden die Kassen durch die bessere Betreuung der Diabetiker deutlich sparen.

Um dies zu beweisen, haben rund 20 Linda-Apotheken im vergangenen Jahr an einer Studie zum Selbstmanagement von Diabetikern teilgenommen. Durchgeführt wurde die Studie von der Stiftung „European Health Care Foundation“ (EUHCF), die auch die Coaches zertifiziert. EUHCF-Präsidentin Professor Dr. Dorothee Gänshirt zufolge ist das Konzept erfolgreich. Sowohl objektiv als auch subjektiv sei in der Studie ein positiver Effekt auf die Krankheitsbewältigung des Patienten festgestellt worden: Bei 70 Prozent der Patienten sei der HbA1c-Wert durch das Coaching im Durchschnitt um 0,7 Prozentpunkte gesunken.

Die Idee, Apotheker auf Diabetes zu spezialisieren, ist nicht vollkommen neu: Im Jahr 2000 hatte die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) zusammen mit der Bundesapothekerkammer (BAK) die Kommission EADV gegründet. Die Abkürzung steht für „Einbindung der Apotheker in die Diabetikerversorgung“. Apotheker können dabei eine zertifizierte Fortbildung zum „diabetologisch qualifizierten Apotheker DDG“ absolvieren. Rund 5000 Apotheker sind laut EADV bereits zertifiziert, eine spezielle Vergütung ist nicht vorgesehen.