Diagnostika

Lieferengpässe bei Alkoholtests Julia Pradel, 25.07.2012 10:15 Uhr

Berlin - 

Mitten in der Urlaubszeit stehen Apotheken im Grenzgebiet zu Frankreich vor einer Herausforderung: Seit Juli müssen Autofahrer in Frankreich einen Alkohol-Schnelltest im Gepäck haben. Mit dieser neuen Regelung soll die Verkehrssicherheit erhöht werden, denn bei 31 Prozent aller tödlichen Unfälle sei Alkohol die Ursache, heißt es beim ADAC. Der Automobilclub empfiehlt, die Tests in Apotheken oder im Internet zu kaufen. Doch viele Apotheken können die Geräte wegen Lieferengpässen des Herstellers nicht abgeben.

 

Die Nachfrage nach den Alkoholtests ist groß: Die Regelung gilt für alle Autos, die auf französischen Straßen unterwegs sind – also auch für Touristen und Bewohner des Grenzgebiets, die in Frankreich wohnen, arbeiten oder einkaufen. Noch gibt es eine Übergangsfrist, ab November wird eine Strafe in Höhe von 11 Euro fällig, wenn sich kein unbenutzter Alkoholtest im Auto befindet.

Millionen von Autos müssen ausgestattet werden. Die Apotheken berichten, dass sie sehr lange auf die Tests warten müssen und zum Teil nur kleine Mengen geliefert werden. Es herrsche große Nachfrage, sagt eine Apothekenangestellte in Kehl bei Straßburg. Einen festen Liefertermin für die Tests gebe es nicht, klagt eine Apothekenmitarbeiterin in Weil am Rhein.

Beim Großhandel verweist man auf den Hersteller: Man erhalte nur sporadisch Lieferungen, sagt eine Mitarbeiterin von Ebert+Jacobi Holdermann. Diese Lieferungen verteile man dann auf die Apotheken. So könne den Bestellungen zumindest teilweise nachgekommen werden.

 

 

Der Diagnostika-Hersteller Doclab ist nach eigenen Angaben das einzige deutsche Unternehmen, das Alkoholtests nach der französischen Norm herstellt. Geschäftsführer ist Dominik Gabriel. In dem mittelständischen Unternehmen sei man von der französischen Regelung und der Nachfrage kalt erwischt worden, sagt Gabriel. Erst Anfang Mai konnte nach erfolgreicher Zertifizierung mit der Produktion begonnen werden. Es werde zwar täglich ausgeliefert, doch die Nachfrage nach den Tests übersteige die Kapazitäten. Die Lieferzeit beträgt demnach 10 bis 14 Tage.

Jeden Tag gehen 200-300 Bestellungen bei Doclab ein, darunter Aufträge über mehrere Tausend Tests. Die Geräte bezieht das nordhrein-westfälische Unternehmen von einem Partner aus Shanghai. Allerdings müssen die Tests in Deutschland fertiggestellt werden: Die Chargen werden aufgedruckt, die Luftsäcke der Tests gefaltet, dann werden die Tests zusammen mit Beipackzetteln neu verpackt. Um den hohen Bedarf zu decken, werde Tag und Nacht und auch am Wochenende gearbeitet, sagt Gabriel.

Insgesamt sind 15 Mitarbeiter bei Doclab beschäftigt. Für mehr gebe es keinen Platz. Weitere Investitionen lohnten sich nicht, da der Markt in wenigen Monaten gesättigt sein werde, so Gabriel. Ein Grund für die Lieferengpässe liege im Nachbarland selbst: Der französische Hersteller Contralco sei schon mit dem Inlandsmarkt überfordert. In deutschen Apotheken fragen Gabriel zufolge zunehmend Franzosen nach den Tests, häufiger als Deutsche.