„Ein Schnellkurs allein kann dazu nicht befähigen“

KV: Apotheken „haben nicht die Qualitätsstandards“ für Impfungen dpa/ APOTHEKE ADHOC, 07.02.2022 14:45 Uhr

Zu niedrige Standards? Die KV Berlin sieht Apotheken nicht ausreichend qualifiziert für Corona-Impfungen in Apotheken. Foto: BaLL LunLa/shutterstock.com
Berlin - 

Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin hält die Beteiligung von Apotheken an den Corona-Impfungen für falsch. Am Dienstag sollen in Berlin die ersten Apotheker damit starten. „Apotheken haben nicht die Qualitätsstandards, die für das Impfen benötigt werden“, kritisierte der Vorstandsvorsitzende der KV Berlin, Burkhard Ruppert, am Montag.

„In Deutschland gibt es seit Jahrzehnten eine klare Arbeitsteilung zwischen Arztpraxen und Apotheken, und das sollte auch so bleiben“, so Ruppert. Die Ärztevertretung hatte sich bereits im Dezember erstmals skeptisch geäußert, als die Pläne zur Einbeziehung von Apothekern in die Impfkampagne bekannt wurden. „Das Impfen gehört in die Hände von Ärztinnen und Ärzten“, sagte Ruppert. Die Arztpraxen seien auf entsprechende Notfallszenarien vorbereitet. Auch in den Impfzentren sei darauf geachtet worden, dass Ärztinnen und Ärzte das Impfen übernehmen. „Darüber hinaus gibt es in jedem Impfzentrum ein Notarztteam“, so der KV-Vorsitzende.

Außerdem werde das Angebot in den Apotheken zu keiner Verbesserung der Impfraten führen. „Es handelt sich in Berlin nur noch um eine eher kleine Gruppe Menschen, die geimpft werden muss“, sagte Ruppert. Die Impfquote bei Erwachsenen liege bei der Grundimmunisierung durch üblicherweise zwei Impfungen bei über 80 Prozent und bei den über 60-Jährigen bei über 90 Prozent.

„Die Menschen, die sich für das Impfen in den Praxen oder Impfzentren entschieden haben, werden dies auch in Zukunft tun“, sagte Ruppert. „Und die Kinder, die noch nicht geimpft sind, sollen sowieso nicht in den Apotheken geimpft werden.“ Ruppert kritisierte auch die Schulungen, die für Apothekenpersonal als Vorbereitung auf die Impfungen angeboten wird: „Ein Schnellkurs allein kann dazu nicht befähigen.“



Der Sprecher des Apotheker-Vereins in Berlin, Stefan Schmidt, sagte am Montag, er gehe davon aus, dass zunächst eine überschaubare Zahl an Apotheken mit dem Impfen starten werde. „Es werden voraussichtlich in dieser Woche nur einzelne sein.“ Verlässliche Daten dazu gebe es zunächst nicht. Ein Problem aus Sicht der Apotheker-Vertretung sind fehlende Räume fürs Impfen. Hinzu komme, dass zunächst ausreichend Impftermine vereinbart sein müssten, damit sich sicherstellen lasse,
dass die Impfdosen tatsächlich verbraucht würden. An den entsprechenden Schulungen für die Impfungen haben Schmidt zufolge mehr als 400 Apothekerinnen und Apotheker beziehungsweise deren Angestellte teilgenommen. Die erneute Kritik der KV kommentierte Schmidt nicht. Der Apothekerverein hatte zuvor bereits erklärt, es gehe nicht um eine Konkurrenz mit den Ärzten, sondern um ein zusätzliches Angebot für diejenigen, die nicht zum Arzt gingen.

Bereits begonnen haben die Corona-Impfungen in Apotheken unterdessen in Nordrhein-Westfalen. In Düsseldorf impfte am Montag ein Apotheker mehrere Menschen. Der Start erfolgte damit in NRW schon einen Tag vor dem bundesweit dafür angekündigten Stichtag 8. Februar. Die Hausärzteverbände in Nordrhein-Westfalen hatten das zusätzliche Impfangebot durch Apotheker kritisiert, weil es aktuell auch freie Termine in den Praxen und Impfzentren gibt.

Auf Bundesebene war im Dezember der Weg dafür geebnet worden, dass neben Ärzten befristet auch Apotheker, Zahnärzte sowie Tierärzte gegen Corona impfen dürfen. Voraussetzungen sind eine Schulung und geeignete Räumlichkeiten oder die Einbindung in mobile Impfteams. Der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis, berichtete zum Impfstart von einer überraschend regen Nachfrage von Impfwilligen.