Kundengespräche

Brigadebuch in der Apotheke Carolin Bauer, 27.12.2015 09:34 Uhr

Berlin - 

Jeder Apotheker kennt das: Ein Kunde kommt in die Offizin und fragt nach einem bestimmten Produkt, kann sich aber nicht mehr an den korrekten Namen erinnern. Oft steckt in der Frage ein lustiger Versprecher. Apothekerin Daniela Hänel und ihr Team sammeln die witzigsten Sprüche im extra dafür bestimmten „Brigadebuch“.

Für die Inhaberin der Linda Apotheke in der Nordvorstadt in Zwickau ist das Brigadebuch ein großer Schatz. „Das gebe ich nicht aus der Hand“, sagt sie stolz. Eine Mitarbeiterin habe das leere Buch vor mehr als zwei Jahren mitgebracht. „Wir haben zuvor schon immer gesagt, das müsste man eigentlich aufschreiben“, sagt Hänel.

Seit Juli 2013 werden besonders amüsante oder irrsinnige Kundenäußerungen dokumentiert. Der erste Eintrag bezieht sich auf eine Verwechslung seitens der Vertretungsapothekerin. Eine Kundin hatte das Abnehmpräparat Formoline nachgefragt. Die Approbierte antwortete: „Für den Hund oder für die Katz?“ Die Kollegin hatte „Frontline“ verstanden – ein Antiparasitikaum von Merial.

An manchen Tagen gebe es besonders viele Notizen, sagt Hänel. Die Inhaberin schmökert besonders gerne im Nachtdienst in dem Buch. Zu ihren Lieblingseinträgen gehören beispielsweise eine Kundenanfrage nach dem „Nasenspray Intim“ – gemeint war Imidin von Aristo. Ein anderer Kunde verlangte nach „Senseo“ (eine Kaffeemarke) – eigentlich wollte er das Potenzmittel Deseo (Dr. Fischer).

Eine Kundin fragte im März 2014 nach einer „Creme in der Dose mit dem Jesus drauf!“ Nach langem Rätseln war klar, dass die Frau die Penaten Creme mit dem Bild eines Schäfers meinte. Ein anderer Patient suchte ein Mittel gegen verstopfte Nase: „Er wollte ein Nasenspray von Ratiopharm und sagte, dass er den Hersteller nicht kenne“, sagt Hänel. Ein anderer fragte nach „Nasenspray von A und L“.

Das Buch trägt den Titel: „Unser wahnsinniger Apotheken-Alltag“. Unter den Angestellten wird es aber „Brigadebuch“ genannt. Der Begriff stamme aus DDR-Zeiten, sagt Hänel. Vor dem Mauerfall wurden in den Tagebüchern Erlebnisse des Arbeitskollektivs aufgeschrieben sowie Versammlungen und Ausflüge dokumentiert.

Hänel gehört auch die Apotheke an der Gartenstraße in Plauen. Aber nur in Zwickau werden witzige Kundensprüche gesammelt. „An dem anderen Standort haben wir nicht so viele verrückte Leute“, sagt sie. Alle sieben Mitarbeiter können auf das Buch zugreifen. Es hat mittlerweile seinen festen Platz am Hauptrechner im Backoffice. Regelmäßig kommen neue Einträge hinzu.