Neueröffnung

Kampf der Center-Apotheken Torsten Bless, 07.03.2018 15:05 Uhr

Berlin - 

Unter dubiosen Umständen hat sich ein neues Einkaufszentrum im idyllischen Oppenheim unweit eines bereits bestehenden angesiedelt. Der eingesessenen Apotheke macht die neue Konkurrenz schwer zu schaffen. Doch die Besitzerin will sich nicht geschlagen geben.

Das rheinland-pfälzische Oppenheim hat sich einen Namen als „Stadt des Weines“ gemacht. In der Festspielstadt werden die Weine der Großlage Oppenheimer Krötenbrunnen angebaut. Doch ein mutmaßlicher Korruptionsskandal hat gerade den ehrenamtlichen Bürgermeister Marcus Held aus dem Amt gefegt. Die Staatsanwaltschaft Mainz ermittelt gegen Held wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und der Untreue in insgesamt 15 Fällen. Seit 2013 sitzt der SPD-Politiker im Bundestag, seine Immunität wurde mittlerweile aufgehoben.

Vor allem auf Helds Betreiben habe die Stadt Grundstücke auf dem sogenannten „Krämereck“ erworben und weiterverkauft. Das ehrenamtliche Stadtoberhaupt habe dabei einzelnen Investoren zu hohe Rabatte gewährt, so einer der Vorwürfe. Als Projektentwickler sei ein Parteifreund angeheuert worden. Auf dem Gelände entstanden Wohnungen, ein Gewerbegebiet und die Landskron-Galerie. Das Einkaufszentrum eröffnete am 26. Oktober letzten Jahres, in den Räumen des Hauptmieters Kaufland siedelte sich auch eine Apotheke an.

In unmittelbarer Nähe steht bereits der SBK-Markt. Alina Kuppert führt hier im sechsten Jahr die Sant-Ambrogio-Apotheke. Nicht nur sie zweifelt daran, dass eine weitere Shoppingmeile in einer so kleinen Gemeinde wirklich nötig ist. Kuppert versuchte sich im Vorfeld gegen den Mitbewerber zu stemmen. „Ich hab dem Bürgermeister gesagt, dass wir bei 8000 Einwohnern nicht noch eine vierte Apotheke brauchen, der antwortete nur, das sei mein Problem“, erinnert sie sich. Die Landesapothekerkammer Rheinland-Pfalz habe nicht helfen können, sie verwies auf die Niederlassungsfreiheit.

Die direkte Konkurrenz zur neuen Farma-Plus-Apotheke im Kaufland habe sich in den Bilanzen schon empfindlich bemerkbar gemacht. Vor allem die Laufkundschaft fehle, so Kuppert. „Vom 1. November bis zum 31. Januar kamen 18,4 Prozent weniger Kunden zu uns als im gleichen Vorjahreszeitraum.“ Gut zupass sei ihr da im letzten Herbst die Kündigung einer Mitarbeiterin gekommen. „Eine Apothekenhelferin, die bei mir in Vollzeit arbeitete, heiratete und wechselte dann die Branche. Ihre Stelle habe ich nicht wieder besetzt, sonst hätte ich über Entlassungen nachdenken müssen.“

Konkurrentin Elke Nödling ist selbst erfahrene Pharmazeutin. In Oppenheim betreibt sie bereits die Linden-Apotheke, eine weitere mit selbem Namen gibt es in Nierstein. Auf Nachfrage wollte sie sich nicht zu den Beweggründen einer weiteren Gründung und den Erfahrungen der ersten Monate äußern.

Kuppert vermutet, die Farma-Plus-Apotheke werde es nicht leicht haben. Auch ihr sei angeboten worden, mit der Sant-Ambrogio-Apotheke in das neue Einkaufszentrum umzuziehen. „Aber da ist die Miete dreimal so hoch wie im SBK-Markt. Eine Galerieapotheke braucht so mindestens 400 Kunden am Tag, um alle Kosten zu decken und profitabel zu sein.“ Sie selbst komme auf 100 benötigte Kunden. „Die haben wir noch.“ Kuppert gibt den Kampf nicht auf: „Schließen werde ich nie!“