„Ich bin bei den Ärzt:innen zu Kreuze gekrochen“

Impfstoffe: Weitere Bestellpannen mit Phoenix Carolin Ciulli, 30.04.2021 15:12 Uhr

Kein Comirnaty: Apotheken haben Probleme, ihre Bestellungen an Phoenix zu übermitteln. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Apotheken bestellen mitunter mehrmals täglich bei ihren Großhändlern. Die Abläufe sind eingespielt. Die Übermittlung der Impfstoff-Order der Praxen unterliegt allerdings neuen Vorgaben. Zwei Apothekerinnen in Bayern ärgern sich, weil die Bestellungen der Corona-Vakzine bei Phoenix nicht durchgegangen sind. Die Inhaberinnen wundern sich, was die Gründe für die Pannen sind.

Claudia Zangerl betreibt in Aschau im Chiemgau die Schloss-Apotheke. Zuletzt bestellte sie für kommende Woche für neun Ärzt:innen jeweils sechs Vials Comirnaty von Biontech sowie ein Vial Vaxzevria von AstraZeneca. Zuvor habe es nie Probleme beim Bestellprozess gegeben, sagt sie. Doch dieses Mal sei der Auftrag ins Leere gelaufen. „Als ich erfahren habe, dass ich nichts bekommen werde, bin ich aus allen Wolken gefallen.“ Auf Nachfrage habe es geheißen, sie habe kein Häkchen im Feld „maximale Nachlieferung“ gesetzt.

Die Apothekerin kann sich nicht vorstellen, das Häkchen bei allen neun Bestellungen vergessen zu haben. „Ich habe mich konzentriert hingesetzt und bestellt.“ Das passiere, wenn überhaupt, nur bei einzelnen Aufträgen und nicht für alle neun Bestellungen. Auf Nachfrage bei Phoenix sei ihr mitgeteilt worden, dass der Bestellprozess nicht mehr nachvollziehbar und die Daten gelöscht worden seien. „Da fühlt man sich abgespeist“, sagt Zangerl.

Die Situation sei unangenehm, sagt die Inhaberin. „Ich bin bei den Ärzt:innen zu Kreuze gekrochen.“ Dort sei man verständlicherweise nicht erfreut gewesen. „Das war nicht schön, unser Anspruch liegt deutlich woanders.“ Wenn sie sich vorstelle, wie viele Menschen deshalb jetzt nicht geimpft werden können, werde ihr ganz schlecht. „Ich hatte schlaflose Nächte. Das nächste Mal werde ich bei Phoenix direkt nach der Bestellung anrufen, ob alles durchgegangen ist.“

In ihrer Not rief sie zudem bei Gehe an. „Ich habe in meiner Verzweiflung gefragt, ob sie etwas übrig haben.“ Dort habe man auf die „Notfallreserven“ verwiesen, die vorhanden seien, wenn beispielsweise Vials zu Bruch gingen. „Von dort bekomme ich jetzt fünf Vials Biontech“, freut sich Zangerl. Phoenix habe ihr nur Impfstoff von AstraZeneca anbieten können. „Der Großhandel versucht, AstraZeneca an den Mann zu bringen.“

Auch in der Fuchs-Apotheke in Knetzgau von Susanne Haase-Leykam gab es ebenfalls Probleme. Die Apothekerin musste aufgrund einer Bestelländerung ihrer Ärzte die bereits aufgegebene Bestellung bei Phoenix ändern. „Ich sollte sie nochmals neu übermitteln“, sagt sie. Die Order von Montag sei jedoch nicht angekommen. „Deshalb haben wir diese Woche nichts bekommen. Ich weiß nicht, ob es an meiner Telefonleitung oder Phoenix lag.“ Die Mitarbeiter des Großhändlers hätten sich sehr bemüht. Bestellt habe sie wie immer. Für kommende Woche habe alles funktioniert.

Dass Apotheken bei Phoenix generell nur ab Montag 8 Uhr bestellen solle, sei ihr nicht klar gewesen. „Ich habe auch schon an einem Freitag bestellt und das hat alles geklappt.“ Die Hinweise in Kundenschreiben habe sie nicht wahrgenommen. „Ich weiß im Moment nicht, wann ich das alles lesen soll. Es kommt wegen den Impfstoffbestellungen so viel rein.“ Genervt ist Haase-Leykam von den kurzfristigen Änderungen der Höchstmengen. Sie sei versucht ihren Ärzt:innen zu empfehlen, dass sie versuche immer die größte Anzahl zu bestellen und die Praxen die Rezepte im Nachhinein ausstellen sollen.