Gesundheitsausschuss zu AvP

Hennrich: Schnellkredite für Apotheken stehen bereit Lothar Klein, 07.10.2020 14:31 Uhr

AvP-Insolvenz: Laut CDU-Gesundheitspolitiker erhalten Apotheken Schnellkredite von der KfW. Foto: Andreas Domma
Berlin - 

Ab sofort können durch die AvP-Insolvenz in Finanznot geratene Apotheken bei der staatlichen Förderbank KfW Schnellkredite zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen beantragen. Das ist eines der Ergebnisse des heutigen Krisentreffens im Gesundheitsausschuss. Auch Zuschüsse sollen noch geprüft werden – die Chancen dafür stehen aber nicht gut. Zur Sprache kamen im Ausschuss auch Unregelmäßigkeiten beim privaten Rechenzentrum. Offenbar hat das Geschäftsmodell seit Jahren auf unsicherem Boden gestanden.

„Schnellkredite stehen zur Verfügung“, sagte CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich im Anschluss an die Sitzung des Gesundheitsausschusses gegenüber APOTHEKE ADHOC. Bei der KfW müssten allerdings noch Anpassungen der Bedingungen erfolgen. Das werde in Kürze geschehen. Geprüft werden auch Zuschüsse an in Finanznot geratene Apotheken. „Das ist aber rechtlich schwierig“, so Henrich: „Die Prüfungen laufen, aber die Hoffnungen sind sehr gering.“

Hennrich sieht durch die heutige Krisensitzung viele offene Fragen beantwortet. Insbesondere der Insolvenzverwalter Dr. Jan-Philipp Hoos habe „viele erhellende Elemente“ geliefert. Klar wurde: Gegen den Willen des BaFin-Sonderbeauftragten wurden noch wenige Tage vor der Insolvenz in der Nacht vom 10. auf den 11. September rund 125 Millionen Euro an Apotheken ausgeschüttet. Darüberhinaus wurde mitgeteilt, dass ein mittlerer dreistelliger Millionenbetrag in der AvP-Bilanz offen ist.

In der Ausschusssitzung wurde klar, dass die AvP-Insolvenz auch auf das Versagen des früheren Wirtschaftsprüfers zurückzuführen sein könnte. „Über Jahre hat das Geschäftsmodell von AvP nicht getragen“, so Hennrich. Es habe Unfähigkeit aufseiten der Geschäftsführung gegeben und auch der „luxuriöse Lebensstil“ habe dazu beigetragen, dass „die Dinge aus dem Ruder gelaufen sind“.

„Es gab Versagen auf Seiten der Geschäftsführung und Geschäftsleitung von AvP“, so Hennrich. Mehrfach wurde in der Sitzung des Gesundheitsausschusses die unübersichtliche Buchführung thematisiert. So sollen beispielsweise Skonti-Zahlungen für andere Zwecke abgezweigt worden sein. Es sei bei AvP getrickst worden, so der Eindruck.

Neben den Gesundheitspolitikern und Vertretern des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi), des Bundesfinanzministeriums (BMF) und der Bankenaufsicht BaFin nehmen am Fachgespräch auch die Abda, der Insolvenzverwalter sowie der BaFin-Sonderbeauftragte Dr. Ralf Bauer teil. In zwei Wochen wird sich der Ausschuss erneut mit der AvP-Insolvenz befassen.