Schutz vor Influenza

Grippeimpfstoffe ausverkauft – Wo bleibt Spahns Reserve? APOTHEKE ADHOC, 13.10.2020 14:49 Uhr

Wo bleibt der Nachschub? Die Grippeimpfstoffe sind ausgeliefert, doch die nationale Reserve lässt auf sich warten. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Bei den Grippeimpfstoffen haben die Hersteller die vorbestellte Ware zum größten Teil ausgeliefert. Wer jetzt noch Dosen braucht, muss auf die Freigabe der nationalen Reserve warten. Bereits Ende September hatte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) darüber informiert, dass die zusätzlichen Impfstoffe ab sofort bestellt werden können. Diese sind aber noch gar nicht freigegeben – dem Vernehmen nach ist nicht vor November mit einer Auslieferung zu rechnen. Bis dahin droht eine Lücke.

Von den Grippeimpfstoffen, die in diesem Jahr angeboten werden, sind die meisten bereits ausverkauft. Seqirus hat sowohl für Afluria Tetra als auch Flucelvax Tetra (N1) beim PEI gemeldet, dass die kompletten Vorbestellungen ausgeliefert wurden und keine Bestände mehr vorhanden sind.

Auch Mylan war bei Influvac Tetra und Xanaflu Tetra aufgrund der Vorbestellungen schon vor Monaten ausverkauft. Da mehr Ware nach Deutschland geliefert wurde, konnten sich Apotheken für Nachbestellungen registrieren lassen. Die Warteliste wurde dann der Reihe nach abgearbeitet – in der Regel konnten die Anfragen bedient werden – die letzten Auslieferungen gehen gerade raus. Zuletzt hat die Nachfrage laut Konzern allerdings noch einmal stark zugenommen, der Hersteller nimmt daher seit heute vorerst keine neuen Vorbestellungen an. Zunächst sollen die bisherigen Bestellungen abgearbeitet werden, dann will man sehen, ob weitere Auslieferungen noch möglich sind.

Ähnlich sieht es bei Sanofi aus: Alle Vorbestellungen wurden komplett ausgeliefert, in dieser Woche wurde noch einmal Lagerware an den Großhandel ausgeliefert. Eine kleine Restlieferung wird noch erwartet, die spätestens in der kommenden Woche ebenfalls ausgeliefert werden soll. Dann ist das Thema durch.

Tatsächlich zeigen die offiziellen Zahlen, dass kaum noch mit Nachschub zu rechnen ist. Das PEI hat bislang 19,1 Millionen Dosen freigegeben – 20 Millionen sind es insgesamt. Der reguläre Impfstoff ist damit so gut wie durch.

Hält die Nachfrage an, wird die von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) angelegte nationale Reserve entscheidend sein: Um der erwarteten hohen Nachfrage gerecht werden zu können, wurden 6 Millionen Dosen auf Kosten des Bundes beschafft.

Bereits Ende September hatte das BMG mitgeteilt, dass diese Ware „ab sofort als Teil der gesamten Menge via übliche Versorgungswege bestellbar“ seien. Dies stimmte offenbar nicht, denn bis jetzt wurden die zusätzlichen Impfstoffe noch gar nicht freigegeben. Selbst beim PEI war man von der Ankündigung aus dem BMG überrascht.

Wann die nationale Reserve tatsächlich genutzt werden kann, ist derzeit unklar. Eine Chargenfreigabe wird es wohl nicht mehr geben, da die Impfstoffe aus dem Ausland beschafft werden und die Hersteller über entsprechende Zertifikate der dortigen Aufsichtsbehörden verfügen. Auf jeden Fall sollen die Impfstoffe jedoch beim PEI gelistet werden – schon damit Apotheken und Ärzte die legale Herkunft nachvollziehen können.

Dem Vernehmen nach soll die Reserve nun im November zur Verfügung stehen – also immer noch rechtzeitig, um den von der STIKO empfohlenen Impfzeitraum einhalten zu können. Bis dahin müssen mancherorts wohl Patienten vertröstet werden.

Die zusätzlichen Impfstoffdosen sollen laut BMG zu den normalen Konditionen bestellt werden, bei der Bestellung soll es daher für Großhandel, Apotheken und Ärzte keine Besonderheiten geben.

Mehrere Impfstoffe wurden bestellt:

  • Influsplit Tetra (GlaxoSmithKline)
  • Influvac Tetra (Mylan)
  • Flucelvax Tetra (Seqirus)
  • Vaxigrip Tetra – französische Aufmachung (Sanofi-Aventis)
  • Fluzone High-Dose Quadrivalent – US-Aufmachung (Sanofi-Aventis)

Ein großer Anteil der Reserve entfällt auf Vaxigrip Tetra. Die Packungen tragen keine deutsche Beschriftung und keine Serialisierung, können also ohne Scan ausgebucht werden. Allerdings handelt es sich um Einzelpackungen, die jedoch auch im Rahmen des Sprechstundenbedarfs verschrieben werden können. Eine PZN gibt es noch nicht.

Ein Sonderfall ist Fluzone, in der EU seit einigen Monaten unter dem Namen Efluelda zugelassen, aber noch nicht verfügbar. Der Impfstoff besitzt die vierfache Antigenmenge im Vergleich zu den herkömmlichen Grippeimpfstoffen und ist für Menschen ab 65 Jahren bestimmt. Die Vakzine kann ausschließlich von Gesundheitsbehörden und dem öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) bestellt werden und soll zur Vorbeugung von Ausbrüchen in Pflege- und Altenheimen und Krankenhäusern oder bei Impfaktionen des ÖGD zum Einsatz kommen. Auch hier gibt es offenbar noch keine konkreten Informationen.