Wie Apotheken ihr Geld anlegen

Die Lebensversicherungsfalle Alexander Müller, 21.09.2022 15:15 Uhr

Das steigende Zinsniveau könnte Apotheken auf verschiedene Weise belasten. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Das steigende Zinsniveau macht nicht nur aktuelle und künftige Investitionsvorhaben schwieriger – es könnte einigen Apotheken auch bei laufenden Finanzierungen auf die Füße fallen. Hintergrund ist ein verbreitetes Modell der Kombination aus endfälligen Darlehen und Lebensversicherung.

Das Modell der tilgungsfreien Kredite ist simpel: Die Apotheke nimmt ein Darlehen auf, zahlt aber statt zu tilgen in eine Kapitallebensversicherung ein. Wird diese fällig, kann der Kredit auf einen Schlag abgelöst werden. Die Apotheke profitiert steuerlich, weil sie die Zinsen auf den vollen Darlehensbetrag von der Steuer absetzen kann. Hierbei ist lediglich zu beachten, dass die Kredite nur in begrenztem Umfang für bewegliche Wirtschaftsgüter wie etwa das Warenlager eingesetzt werden dürfen, weil sonst bei Überentnahmen doch eine Besteuerung droht.

In der Theorie funktioniert das Modell gut, wenn die Sparrate der Lebensversicherung an das Darlehen angepasst ist und die Kapitalanlage genug Ertrag abwirft. Genau darin könnte aber das Problem liegen. Denn die Schwäche an den Kapitalmärkten führt dazu, dass die Prognosen nur von einem kleinen Gewinn von 2,5 bis 2,8 Prozent ausgehen. Noch vor wenigen Jahren wurde mit 5 bis 6 Prozent gerechnet und entsprechende Kombi-Angebote erstellt.

Das bedeutet: Der in der Lebensversicherung angesparte Betrag reicht nicht mehr aus, um das Darlehen komplett abzulösen. Eine Anschlussfinanzierung wird nötig – und das bei aktuell stark steigenden Zinsen. Diese dürften sich in vielen Fällen auch schon vorher bemerkbar machen, da die Laufzeit der Lebensversicherung in der Regel länger ist als die Zinsbindung von typischerweise zehn Jahren im Darlehensvertrag. Die Apotheke muss also im Darlehensvertrag einen höheren Zinssatz hinnehmen, der aufgrund der ausgebliebenen Tilgung auf den vollen Darlehensbetrag durchschlägt.

Finanzexpert:innen und Verbraucherschutzorganisationen raten in der Regel von solchen gekoppelten Finanzgeschäften ab, schon weil zusätzliche Verwaltungskosten anfallen. Das Risiko liegt aber vor allem darin, dass Zinsen für den Kredit von der Geldanlage auf der anderen Seite nicht eingespielt werden. Beispiel Lebensversicherung: Die Garantieverzinsung von ehemals rund 4 Prozent liegt jetzt bei 0,25 Prozent. Teilweise gibt es sogar nur das eingezahlte Geld zurück.