Diskriminiserungsfreier Zugang

DAV-exklusives Portal: BMG klopfte Abda auf die Finger Alexander Müller, 24.06.2021 15:03 Uhr

Das BMG hat Druck auf die Abda gemacht, damit auch Nicht-DAV-Mitglieder Impfzertifikate ausstellen können. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat gegenüber APOTHEKE ADHOC bestätigt, dass die Abda deutlich aufgefordert wurde, das Portal zur Ausstellung der Impfzertifikate diskriminierungsfrei zu gestalten. Zunächst war dies nur für Mitglieder der Landesapothekerverbände (LAV) nutzbar. Die Abda hatte erst nachträglich eine Option für Gast-Accounts geschaffen.

Wieder musste es sehr schnell gehen. Um Lockerungen für Geimpfte zu ermöglichen, sollten diese Impfzertifikate erhalten, Corona-Genesene eine Entsprechung. Die Ärzteschaft zeigte sich außerstande, das Thema zeitnah umzusetzen. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) soll sich dann aktiv eingebracht haben: Eine Lösung in Apotheken ließe sich über das DAV-eigene Portal darstellen, so das Angebot.

Eine andere Option wäre es gewesen, die Schnittstelle zum Robert Koch-Institut (RKI) direkt in der Warenwirtschaft zu implementieren. Das hätte zwei Vorteile gehabt: Erstens hätten die Stammdaten aufgrund der vorhandenen Schnittstelle direkt in die Maske übertragen werden können. Und zweitens wäre zumindest der Engpass DAV-Portal beim anfänglichen Ansturm weggefallen, weil sich die Serverlast an dieser ersten Schwelle auf alle Apotheken verteilt hätte. Eine Überlastung auf Seiten des RKI, die ebenfalls ursächlich für die Ausfälle sein kann, hätte sich damit freilich auch nicht verhindern lassen.

Doch der DAV setzte in diesem Fall nicht auf die Expertise der Softwarehäuser, sondern sah womöglich sogar eine gute Gelegenheit, die Apotheken auf das eigene Portal zu ziehen. Das soll immerhin später auch beim E-Rezept zum Einsatz kommen.

Registrieren konnten sich jedoch nur Apotheken, die Mitglied in einem Apothekerverband sind. Der Aufschrei der Ausgeschlossenen war entsprechend groß. Da die Abda vom BMG beauftragt wurde, könne die Aufgabe nicht einfach an den DAV delegiert werden, so die Kritik. Und falls doch, müsse der Zugang allen Apotheken gewährt werden, die „nur“ Kammermitglied sind.

Das BMG wusste offenbar nichts von der Exklusivveranstaltung und zeigte sich nicht begeistert. Die Sprecherin des Ministeriums bestätigt auf Nachfrage: „BMG und Abda befinden sich in einem kontinuierlichen Austausch zur Umsetzung des digitalen Impfnachweises. In diesem Zusammenhang hat BMG stets deutlich gefordert, dass ein diskriminierungsfreier Zugang für alle Apotheken, also auch für Nicht-DAV-Mitglieder, notwendig ist.“ DAV und Abda hätten dies nach Informationen des BMG entsprechend umgesetzt, zwischenzeitlich gebe es auf dem Portal ein Formular für die Anmeldung zum Impfzertifikate-Service für Nicht-Verbandsmitglieder sowie weitere Informationen, so die Sprecherin weiter.

Tatsächlich lenkte der DAV Mitte Juni ein: Das Portal wurde für alle geöffnet, für die Registrierung zahlen die Nichtmitglieder allerdings eine Gebühr von 200 Euro. Und sie mussten Berichten einige Tage warten. Gleich am vergangenen Donnerstag habe er die Registrierung beantragt, berichtet ein Apotheker aus Niedersachsen. Seit gestern kann er tatsächlich Zertifikate ausstellen. Eine andere Apotheke aus Bayern wartet dagegen noch immer. Der Inhaber ist zwischenzeitlich dem Bayerischen Apothekerverband beigetreten.