Positiver Pool-Test in der Kita

Corona-Ausfälle im Team: „Jetzt ist mein Mann dran“ Carolin Ciulli, 20.01.2022 14:26 Uhr

Coronafall in der Kita: Stefanie Hering, Inhaberin und Mutter einer Tochter, eilt momentan zwischen zu Hause und Apotheke hin und her. Foto: Michael Apotheke
Berlin - 

Die schnell steigende Zahl an Covid-19-Infizierten macht auch vor Apothekenteams nicht Halt. Ausfälle drohen nicht nur wegen Erkrankten, sondern auch wegen Schul- und Kindergartenkindern, die in Quarantäne müssen und eine Betreuungsperson benötigen. Inhaberin Stefanie Hering traf es am Montag: Ihre Tochter darf aktuell nicht in die Kita. Die Apothekerin machte sich gerade erst selbstständig und versucht sich am Spagat zwischen Aufsicht und Kinderbetreuung.

Am Montag teilte die Kindertagesbetreuung den Eltern mit, dass ein positives Ergebnis im Pool-Test der Gruppe aufgetaucht ist. Daraufhin wurden die rund zehn Kinder am Dienstag mit einem PRC-Test auf eine Infektion mit Sars-Cov-2 untersucht. „Auf dieses Ergebnis warten wir noch immer“, sagt Hering. Die Inhaberin der Michael Apotheke in Dortmund ist Mutter einer fünfjährigen Tochter. Als klar war, dass sie Ende 2021 den Betrieb übernehmen werde, trat ihr Mann beruflich kürzer.

Gehetzt aber glücklich

Davon profitiert sie gerade. „Ich war jetzt drei Stunden in der Apotheke und fahre nach Hause, um meinen Mann abzulösen“, sagt sie. „In Dortmund explodieren die Zahlen.“ Ausfälle im Team gibt es bei ihr noch nicht. „Meine Mitarbeiter haben zum Glück große Kinder und sind flexibel.“ Sie selbst sei momentan „ein bisschen gehetzt“. Denn nach der Übernahme habe sich der Alltag noch nicht ganz eingependelt. „Ich bereue aber nichts, die Selbstständigkeit war die beste Entscheidung.“

Bisher sei ihre Tochter mit Antigen-Schnelltests negativ auf Sars-Cov-2 getestet. „Sie zeigt auch keine Symptome.“ Wenn der PCR-Test positiv sei, müsse sie in Quarantäne. Doch vielleicht schließe die Kita aus Sicherheitsgründen auch ganz, sagt Hering. Momentan gebe es viel Ungewissheit. „Wir sind zum ersten Mal betroffen und ich will mich nicht beschweren“, sagt sie.

Froh ist die Inhaberin über die Unterstützung. „Jetzt ist mein Mann dran, ich war es die ersten vier Jahre. Es ist toll, wenn man solche Männer hat, das tut auch den Kindern gut.“ Zudem freut sie sich über den Rückhalt im Team. „Ich habe glücklicherweise zwei Apothekerinnen in Teilzeit, die mich vertreten können.“ Anders sieht die Lage für Inhaber:innen aus, die ohnehin aufgrund der knappen Personaldecke zu wenig angestellte Approbierte haben. Für sie könnte es eng werden, wenn auch diese wegen Quarantäne ausfallen. Zudem sei es unklar, wie die Ausfälle aus Arbeitgebersicht gewertet würden, da ja kein Kind krank sei, so Hering. Für die Angestellten sei die Situation eine Belastung.

 

Lob für das Team

Die Angestellten von Hering hätten „glücklicherweise nicht ängstlich“ auf die Nachricht reagiert, dass es im Kindergarten einen positiven Fall gab. „Wir sind alle geboostert im Team und tragen jetzt auch hinten wieder Masken.“ Ärgerlich sei, dass das PCR-Ergebnis so lange auf sich warten lasse. „Ich weiß immer noch nicht, was morgen ist.“

Auch andere Apotheken beklagen Ausfälle: In Düsseldorf traf es einen Inhaber. Zwei seiner Angestellten sind zu Hause und betreuen die Kinder, die in Quarantäne sind. Auch Mitarbeiter:innen in seinem Testzentrum können deshalb aktuell nicht zur Arbeit kommen. Der Apotheker ist froh, dass sein Team die Ausfälle noch auffangen kann. Die Situation sei nicht zu ändern. Er rechnet damit, dass das mit Omikron jetzt öfter passieren werde. In einer anderen Apotheke fiel eine Approbierte aus, weil sie ihre Kinder wegen einer Coronainfektion mit sehr hohem Fieber in ein Krankenhaus begleiten musste.

81 Prozent geboostert

Mit dem Anstieg der Infektionszahlen wächst seit einigen Wochen die Sorge vor einem Zusammenbruch der kritischen Infrastruktur. Wichtigster Schutz vor größeren Personalausfällen im medizinischen Bereich ist laut Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine möglichst hohe Booster-Quote in Arztpraxen, Kliniken und Apotheken. Und tatsächlich sind mittlerweile 81 Prozent der Mitarbeiter:innen in den Apotheken dreifach geimpft, wie eine aktuelle Befragung von aposcope zeigt. Weitere 9 Prozent wollen sich demnach noch boostern lassen.

Grund zur Entwarnung gibt es trotzdem nicht. Zwar gab nur eine Minderheit von 15 Prozent an, dass es aktuell in ihrer Apotheke Verdachtsfälle oder bestätigte Infektionen gibt. Und auch gestiegene Krankmeldungen in der Belegschaft bestätigen nur noch 39 Prozent im Vergleich zu 55 Prozent Ende des Jahres. Doch die Sorge vor einem Personalmangel aufgrund von Quarantäne/Isolation unter den Angestellten und ihren Familien ist groß: 59 Prozent der Befragten rechnen damit, dass es dazu kommt, unter den Inhaber:innen sind es sogar 69 Prozent.

Entsprechend positiv findet die Mehrheit der Befragten (76 Prozent) die neuen Regelungen, nach denen mit Vorlage eines negativen PCR- oder Schnelltests die Quarantäne/Isolation von Kontaktpersonen und Infizierten auf sieben Tage beziehungsweise fünf Tage bei Kindern verkürzt werden kann. Das Problem: Kommt es in Kitas oder Schulen zu Infektionen, werden zumindest die engen Kontakte in Quarantäne geschickt. Das kann sich schon im Abstand von wenigen Tagen wiederholen, sodass viele Eltern derzeit gefühlt auf Abruf zur Arbeit gehen.