Aktion gegen das Spargesetz

Chef-PKA ruft alle zum Streik auf Alexander Müller, 10.10.2022 10:14 Uhr

PKA Daniela Wiemann, hier auf der APOTHEKENTOUR in Hannover, ruft alle Apotheken bundesweit zum Streik auf. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

„Jetzt reicht es!“ PKA Daniela Wiemann aus der Ordens-Apotheke in Bad Harzburg ruft alle Apothekenteams zum Streik auf. Den Vorstoß der Kolleg:innen im Saarland findet sie gut, er reicht aber aus ihrer Sicht nicht aus. „Es geht darum, dass jetzt alle mitmachen. Es geht nicht nur um den aktuellen Stand in den Apotheken, sondern auch um eine Perspektive für die Zukunft. Es geht darum, dass die Berufe in der Apotheke attraktiv bleiben.“

Wiemann kennt beide Seiten des Apothekenbetriebs. Ihr Ehemann Jens Wiemann ist Inhaber der Ordens-Apotheke, als PKA kennt sie aber auch die Bedürfnisse von Angestellten in Apotheken sehr gut. Deshalb wäre es aus ihrer Sicht jetzt wichtig, dass die Teams zusammenstehen und gemeinsam streiken – und zwar alle Teams. „Wir müssen den Apothekenleitern ins Gewissen reden, dass wirklich alle mitmachen und sie nicht an den kurzfristigen Profit denken.“

Ihr Vorschlag: Die Versorgung von Einrichtungen wird gewährleistet und die Apotheken verständigen sich, welche Apotheke die Notversorgung mit Antibiotika und BtM über die Notdienstklappe übernimmt. Alle anderen Apotheken kleben ihre Schaufenster mit rotem Packpapier zu und bleiben geschlossen. Nur so würde die Presse bundesweit aufmerksam und das Thema in die Politik getragen, ist die PKA überzeugt. „Ich würde das machen. Ich stelle mich hier abends hin und mache alles dicht!“

Apotheken sollen Schaufenster abkleben

Und aus Wiemanns Sicht müsste es jetzt schnell gehen, am besten in den nächsten Tagen, spätestens Anfang kommender Woche. Denn am 20. Oktober soll das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) im Bundestag beschlossen werden – und damit die geplante Erhöhung des Kassenabschlags von 1,77 Euro auf 2 Euro. „Ich finde es toll, dass die Kolleginnen und Kollegen im Saarland jetzt vorangehen, aber ein Streik am 19. Oktober könnte zu spät sein“, glaubt sie. Und auch den Mittwochnachmittag hält sie für keinen idealen Zeitpunkt. Denn auf dem Land hätten dann sowieso viele Apotheken geschlossen. „Der Effekt wäre an einem ‚Hammertag‘ größer“, so Wiemann.

Der Personalmangel ist aus Sicht der PKA das größte Problem in den Apotheken: „Warum sind denn alle Gesundheitsberufe so unterbesetzt? Weil die Wertschätzung fehlt!“ In anderen Ländern würden die Mitarbeiter:innen in Apotheken besser bezahlt, auch MTA, Ergotherapeut:innen und andere Berufsgruppen im Gesundheitswesen stünden vor demselben Problem.

Keine Wertschätzung für Gesundheitspersonal

Weil auf der anderen Seite die wirtschaftliche Situation in vielen Apotheken keine weiteren Gehaltssteigerungen zulasse, müsse jetzt endlich etwas für die Apotheken unternommen werden, fordert Wiemann. Tatsächlich beobachtet sie das Gegenteil: „Die Auflagen werden immer höher, das schreckt viele Neulinge ab, in die Apotheke zu gehen. Wenn ich sehe, wie viel Zeit damit verloren geht, den Krankenkassen eine Nichtverfügbarkeit zu belegen, dann steht das in keinem Verhältnis mehr. Und dann werden die Abrechnungen der Apotheken noch ständig gekürzt. Ich finde, es reicht jetzt!“

Ein Tag Streik hätte aus Sicht der PKA auch für die Inhaber noch einen positiven Nebeneffekt. Am Wochenende wurde bei der APOTHEKENTOUR in Hannover abgefragt, wer von den anwesenden Apotheker:innen, PTA und PKA Überstunden hat. „Da sind alle Hände hochgegangen. Bei einem Streik könnten auf einen Schlag schonmal ein paar Überstunden abgebaut werden“, so Wiemann.