Schnelltests in der Apotheke

Bürgertests: Jeder darf so oft er will Carolin Ciulli, 11.03.2021 11:35 Uhr

Berlin - 

Alle Bürger:innen können sich in Apotheken, Arztpraxen und Testzentren kostenlos auf Sars-Cov-2 testen lassen. Während es im Entwurf der Coronavirus-Testverordnung (TestV) noch hieß, dass solche Tests für „jeden Einzelfall bis zu einmal pro Woche durchgeführt werden“ können, ist nun von „mindestens einmal pro Woche“ die Rede. Kann also jedermann so viele Tests durchführen lassen, wie er will? Oder drohen der Apotheke Konsequenzen bei der Abrechnung?

Momentan herrscht vielerorts Unklarheit über die geltenden Regeln zur Durchführung der Bürgertests, sei es durch eine Apotheke oder andere Leistungserbringer. Dass der Wortlaut in der Verordnung durch das Bundesgesundheitsministerium (BMG) geändert wurde, scheint noch nicht überall angekommen. In der seit Montag geltenden Fassung ist keine Deckelung mehr vorgesehen – das heißt im Umkehrschluss, dass Apotheken alle Tests über die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) abrechnen können.

Laut Verordnung hat jeder Bürger Anspruch auf „mindestens“ einen Schnelltest pro Woche – das Gegenteil „bis zu“. Was sagt das Bundesgesundheitsministerium (BMG) zu diesem Freifahrtschein? „Erfahrungen mit kostenlosen Tests in Dänemark, Österreich und Bayern zeigen aber, dass nur ein Bruchteil der Bevölkerung von diesem Angebot Gebrauch macht“, erläutert das Ministerium auf Nachfrage.

Aus dem bayerischen Gesundheitsministerium heißt es, dass ein Kontrollmechanismus „derzeit nicht geplant“ sei. Die vergangenen Monate hätten gezeigt, „dass die Bürgerinnen und Bürger umsichtig mit dem bereits bestehenden Angebot der Jedermann-Testung umgehen“, so ein Ministeriumssprecher.

Ohnehin können wohl die wenigsten Apotheker kontrollieren, ob die Testperson vor ein paar Tagen bereits einmal vor Ort oder gar in einem anderen Testzentrum war. Inhaberin Laura Abels aus Erftstadt in Nordrhein-Westfalen betreibt seit Anfang März ein Testzentrum. „Heute ist die Nachfrage explodiert“, sagt sie. Am Vormittag habe ihr Team rund 60 Menschen getestet, so viele wie sonst an einem Tag.

Diese Entwicklung hängt laut Abels sicher damit zusammen, dass die Möglichkeit der Gratistestung allmählich bei den Bürgern ankomme. Die Apothekerin begrüßt, dass es keine Deckelung gibt: „Wir wollen so viele Menschen testen wie möglich.“ Ein paar Kunden hätten sich gleich für die nächsten Monate einmal pro Woche einen Termin geben lassen. Die Menschen seien „dankbar“, dass sie sich kostenlos testen lassen könnten. Eine Kontrolle der Anzahl sei bei ihr im Testzentrum zwar möglich, allerdings könne sie nicht wissen, ob die Kunden bereits woanders waren.

Bereits im Februar ging Abels auf die Stadt zu, um eine Teststelle anzubieten. Die Situation sei mit den sich nahezu täglich ändernden Vorgaben zwar anstrengend. Aber: „Wir haben als Apotheken den Auftrag, die Bevölkerung in Gesundheitsfragen zu unterstützen.“ Abels hat für ihr Testzentrum sechs Mitarbeiter eingestellt – eine Ärztin, Arzthelfer:innen und Sanitäter:innen. Anfangs testete sie alle 15 Minuten eine Person, jetzt sind es alle fünf Minuten.

Apotheker Matthias Bußmann betreibt Drive-In-Teststellen mit ärztlicher Leitung über seine Firma A.P.O. Beteiligungsgesellschaft – auch ein mobiles Angebot gehört dazu, mit dem er beispielsweise an Märkten Schnelltests anbietet. „Ich sehe mich nicht in der Pflicht, zu kontrollieren“, sagt er. Seine Erfahrungen aus Ahlen zeigen, dass die Nachfrage nach kostenlosen Tests unter der Erwartung blieb. Bußmann betreibt eine Drive-In-Teststelle mit ärztlicher Leitung über seine Firma A.P.O. Beteiligungsgesellschaft. „Am 17. Februar verkündete die Stadt, dass jeder Ahlener Anspruch auf einen Gratistest innerhalb von drei Wochen hat“, sagt er. Von den 10.000 zur Verfügung stehenden Tests seien nur 2000 abgerufen worden. „Damals waren die Tests aber noch nicht wichtig“, sagt er.

Wenn die Teststrategie des Bundes jedoch vorsehe, dass künftig Zertifikate für Dienstleistungen oder private Besuche von Veranstaltungsorten Pflicht sind, könne sich dies ändern, so Bussmann. „Ich will nicht hoffen, dass die Laientests dafür ausreichen.“ Dann sei es logisch, dass ein Test pro Woche dann nicht mehr ausreiche. Auch im Vogtland hat Apotheker Robert Herold die Erfahrung gemacht, dass die Nachfrage nach Schnelltests sprunghaft anstieg, als ein negatives Ergebnis Pflicht für einen Friseurbesuch wurde.