Weitere Schließungen seit Jahresbeginn

Bayern: Apothekenzahl wie Anfang der 1980er Patrick Hollstein, 26.05.2023 11:30 Uhr

In Bayern ist nach weiteren Schließungen der niedrigste Stand seit Anfang der 80er-Jahre erreicht. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Seit Jahresbeginn ist die Zahl der Apotheken in Bayern erneut um 29 gesunken: Zum Ende des ersten Quartals gab es laut Apothekerverband (BAV) nur noch 2853 Apotheken im Freistaat – weniger waren es zuletzt 1980.

Als einen der Gründe nennt Verbandschef Dr. Hans-Peter Hubmann die Vergütungssituation. „Apotheken erhalten pro rezeptpflichtiger Arzneimittelpackung ein gesetzlich festgelegtes Honorar. Das wurde seit 2013 nicht angepasst. Bei der Abgabe von Arzneimitteln an gesetzlich krankenversicherte Patienten wurde die Vergütung im Februar sogar gekürzt. In den vergangenen zehn Jahren sind jedoch Personal-, Betriebs- und Lebenshaltungskosten stark angestiegen.“

Angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen würden sich immer weniger junge Apothekerinnen und Apotheker mit einer eigenen Apotheke selbstständig machen, so Hubmann. Außerdem werde es zunehmend schwieriger, Fachpersonal zu finden, da die Einnahmestruktur ein leistungsgerechtes Gehalt erschwere. Statt Apotheken zu stärken, schwäche man sie und höhle sie aus. „Das ist nicht nachvollziehbar.“

Fixum auf 12 Euro

Der BAV fordert eine Erhöhung des in der Arzneimittelpreisverordnung festgelegten Honorars von derzeit 8,35 Euro auf 12 Euro. Und dieses Fixum müsse regelhaft und automatisiert an die Kostenentwicklung angepasst werden. Denn was es heißt, ein System kaputtzusparen, sehe man tagtäglich an den Arzneimittellieferengpässen. „Auch sie sind das Ergebnis einer jahrelangen, verfehlten Sparpolitik. Apotheke muss wieder attraktiv werden. Für Mitarbeiter und für angehende Selbstständige. Dafür brauchen wir von der Politik stabile, verlässliche Rahmenbedingungen.“

Auf diesen Missstand machen Apothekerinnen und Apotheker am 14. Juni mit einem Protesttag aufmerksam. Viele Apotheken bleiben an diesem Tag bundesweit geschlossen.

Die Zahl der Apotheken in Deutschland ist unter die Marke von 18.000 gefallen. Ende März gab es noch 17.939 Apotheken, 129 weniger als Ende vergangenen Jahres – 17 Neueröffnungen standen 146 Schließungen gegenüber. Damit ist auch bundesweit der niedrigste Stand der Apothekenzahl seit mehr als 40 Jahren erreicht.