Diabetiker-Betreuungsvertrag

Barmer fordert mehr Einsatz von Apothekern Désirée Kietzmann, 10.12.2009 15:12 Uhr

Berlin - 

Vor knapp einem Jahr haben der Deutsche Apothekerverband (DAV) und die Barmer den Vertrag zur Betreuung von Typ-2-Diabetikern geschlossen. Das Angebot, die Blutzuckerselbstmessung vom Apotheker kontrollieren zu lassen, haben bislang jedoch weniger Patienten in Anspruch genommen als erhofft. Nun haben die Vertragspartner eine erste Bilanz gezogen: Das Engagement wird fortgeführt - im kommenden Jahr soll allerdings die Ansprache der Versicherten intensiviert werden. Die Barmer sieht dabei vor allem die Apotheker in der Pflicht.

Die Kasse hatte einem Barmer-Sprecher zufolge damit gerechnet, dass etwa 15.000 Patienten das Angebot nutzen. Auch wenn noch nicht alle Abrechnungen erfasst seien, stehe bereits fest, dass die tatsächliche Zahl deutlich darunter liege. Damit haben rein rechnerisch betrachtet weniger als fünf Versicherte pro teilnehmender Apotheke - nach Angaben der ABDA sind es bundesweit rund 3000 - ihre Blutzuckermessung kontrollieren lassen.

Grundsätzlich habe man keine Zweifel am Betreuungsvertrag. Die bisherigen Rückmeldungen von Seiten der Patienten seien durchweg positiv. „Der Vertrag steht und fällt allerdings mit der Zahl der teilnehmenden Apotheken und der Ansprache der Patienten“, sagte der Sprecher. Die Barmer wünscht sich mehr Engagement von Seiten der Apotheker: „Was liegt näher, als den Patienten direkt in der Apotheke vor Ort anzusprechen und den Qualitätscheck anzubieten.“

Die Barmer selbst will das Angebot weiterhin eher allgemein kommunizieren, zum Beispiel in ihrem Mitgliedsheft. Eine spezielle Information ihrer Versicherten mit Typ-2-Diabetes soll zunächst nicht erfolgen. Von Seiten des DAV hieß es, dass beide Seiten ihren Teil dazu beitragen müssten, damit der Vertrag noch besser von den in Frage kommenden Versicherten genutzt werden könne. Wie viele Patienten eine teilnehmende Apotheke ansprechen könne, hänge allerdings entscheidend von der Anzahl der infrage kommenden Versicherten in ihrem Einzugsgebiet ab, sagte ein DAV-Sprecher.

Enttäuscht zeigte sich die Barmer über die regional sehr unterschiedliche Beteiligung von Seiten der Apotheken. Die Kasse hätte sich dem Sprecher zufolge eine gleichmäßigere Verteilung gewünscht: „Wir sind eine bundesweite Kasse. Jeder Patient sollte deshalb eine Apotheke vor Ort haben, in der er die Leistung in Anspruch nehmen kann.“

Besonders viele Apotheken haben sich laut DAV im Osten Deutschlands für den Vertrag eingeschrieben: Spitzenreiter ist Brandenburg, wo jede dritte Apotheke die pharmazeutische Dienstleistung anbietet. In Mecklenburg-Vorpommern nehmen 32 Prozent, in Sachsen-Anhalt 29 Prozent der Apotheken teil. Die Zahlen der anderen Länder wollte der DAV auf Nachfrage nicht mitteilen. Angesichts der bundesdurchschnittlichen Beteiligung von 14 Prozent dürfte man in vielen Ländern von einer Flächendeckung weit entfernt sein.