KVBW programmiert noch immer

Apothekerin: „Wir testen noch drei Wochen“ Carolin Ciulli, 31.08.2022 13:41 Uhr

Warten auf Vergütung: Auch in Baden-Württemberg können Apotheken die Bürgertests seit Juli nicht abrechnen. Foto: Pregizer Apotheke
Berlin - 

Apothekerin Stephanie Isensee aus Pforzheim wird noch drei Wochen Bürgertests anbieten – schon wieder. Denn diese Frist setzt sich die Inhaberin der Pregizer Apotheke seit anderthalb Jahren. Während sie sonst auf konkrete Vorgaben oder neue Verordnungen wartet, fehlt ihr jetzt ihr Honorar. Denn die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) ist nach der neuen Testverordnung (TestV) noch immer mit der Aktualisierung der Abrechnung beschäftigt.

Die geleisteten Bürgertestungen im Juli konnte Isensee bereits nicht abrechnen. Dass es Schwierigkeiten geben werde, habe sie lediglich über das Meldeportal der KVBW erfahren. „Es gibt von keiner Seite eine Information“, kritisiert sie. Als Grund gaben die Kassenärzt:innen die neue TestV an, die seit Ende Juni gilt: „Die grundlegend geänderten Vorgaben zwingen uns, die Abrechnungslogik komplett neu auszurichten und mehr Daten zu erfassen als bisher.“

Wochenlange Programmierung wegen neuer TestV

Die KVBW betont, dass „mit Hochdruck an der Programmierung“ gearbeitet werde. „Wir rechnen allerdings damit, dass die Arbeiten mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Eine Abrechnung für den Juli 2022 ist daher im August 2022 noch nicht möglich. Derzeit können Sie Tests bis einschließlich 30. Juni 2022 abrechnen“, heißt es weiter.

Tatsächlich ist auch heute noch keine Abrechnung möglich. „Ich werde auch für den August nicht abrechnen können“, sagt Isensee. Gleichzeitig bitten die Kassenärzt:innen die Leistungserbringer, keine Anfragen zu stellen. „Wir informieren Sie an dieser Stelle rechtzeitig, sobald die technische Überarbeitung des Abrechnungsportals abgeschlossen wurde“, heißt es. Wann das so weit sein könnte, wird nicht weiter mitgeteilt.

„Man muss extrem flexibel sein“

Die Apothekerin bemängelt, dass es wieder einmal keine Planungssicherheit gebe. „Man muss extrem flexibel sein“, sagt sie. Gleichzeitig beobachtet sie, wie immer mehr Teststellen in der Umgebung schließen. „Das Angebot wird sich immer mehr konzentrieren. Wir testen in der Apotheke on top.“ Wenn man jedoch einen eigenen Standort betreiben müsse und zwei Monate lang kein Geld erhalte, könne es nur schwer funktionieren.

Isensee will das Testangebot weiter aufrechterhalten. Die Frist von drei Wochen habe sie sich schon so oft gesetzt. „Die Bürgertests sind ein wichtiger Service und sinnvoll in der Pandemie, um einen Beitrag auch zum Handling der Pandemie zu leisten.“ Seit Juli sei die Arbeit in der Teststelle jedoch „eine Herausforderung“ für die Angestellten. Sie müssten viel mehr erklären und Unterschriften der berechtigten Personen einholen. „Das Testpersonal muss jetzt ganz anders rangehen.“

Die Apothekerin will weiter testen, solange die Nachweise in Krankenhäusern und Pflegeheimen verlangt würden. Das seien die Hauptgründe ihrer Kundschaft, weshalb die Bürgertests angefragt würden. „Mal sehen, was die nächste Testverordnung sagt.“ Ob sie den Service als Selbstzahler-Leistung anbieten würde, könne sie nicht genau sagen. „Wir wissen nicht, wie es im Herbst weiter geht.“

Auch in anderen Regionen warten Apotheken auf ihr Testhonorar. In Westfalen-Lippe etwa zahlt die KV noch nicht, weil sie auf eine Anpassung der neuen TestV wartet, die das Bundesgesundheitsministerium (BMG) zeitnah liefern will. Wenn Rechtssicherheit gegeben sei, könnten die Apotheken wieder abrechnen.