Apothekenhonorar

Apotheker rüsten sich für Streik Carolin Bauer, 03.09.2012 15:09 Uhr

Berlin - 

Dieser Betrieb wird bestreikt: Mit dieser Botschaft werden am Mittwoch viele Kunden in Baden-Württemberg vor verschlossenen Apotheken stehen. Zwischen 9 und 12 Uhr werden 60 Apotheken Medikamente nur noch über die Notdienstklappe abgegeben. Die Pharmazeuten wollen die Warteschlangen nutzen, um Kunden über die aktuelle Honorardebatte aufzuklären. „So eine Aktion ist eine gute Chance, um zu informieren“, sagt Apotheker Martin Buck. „Für solche Gespräche hat man während der Arbeit ja keine Zeit.“

 

Buck gehören zwei Apotheken. Mit beiden beteiligt er sich am Warnstreik. „Ich fühle mich von der Politik betrogen und im Stich gelassen“, klagt er. Eine Anpassung des Apothekenhonorars um 25 Cent sei zu niedrig. „Das reicht nicht“, sagt der Inhaber der Bahnhof-Apotheke in Bad Solgau und der Stadt-Apotheke in Bad Buchau. Am Streiktag werden seine Mitarbeiter deshalb die Kunden mit Flyern über die Gründe des Arbeitskampfes informieren.

Der Landesapothekerverband (LAV) hatte den Warnstreik am Freitag angekündigt. 27 Apotheken beteiligen sich im Stadtgebiet Esslingen; 33 sind es weiter nördlich in der eher ländlich geprägten Region um Sigmaringen. „Wir haben den politischen Entscheidern mehr als ausreichend Zeit gelassen – aber wir können auch nach den jüngst geführten Gesprächen keine Bewegung in der Sache wahrnehmen“, hatte Verbandschef Fritz Becker erläutert.

Auch in Esslingen bereiten sich die Apotheken auf den Protest vor. Apotheker Christof Mühlschlegel will den Warnstreik „zum Event gestalten“. „Wir werden aber nicht mit idiotischen Trillerpfeifen dastehen“, sagt er. Er will sein Team vorab genau über Preisbildung, die Zusage der Politik und die Forderung der Apotheker informieren. „Es ist berechtigt nach acht Jahren eine Erhöhung zu fordern“, sagt Mühlschlegel, dem die Rosenau Apotheke und die Apotheke am Theater gehören.

 

 

Bei der Vorbereitung des Streiks hat der Apotheker viel Eigeninitiative gezeigt: Viele Kollegen hatte er persönlich angesprochen und sie um Unterstützung gebeten. Von dem Zusammenhalt war er überrascht: „Die große Zusage von den Kollegen hätte ich nicht unbedingt erwartet“, sagt Mühlschlegel. „Das kann einen Dominoeffekt erzielen.“

In Esslingen könnten die Schlangen besonders lang werden. Am Mittwochvormittag ist dort traditionell Markttag. Wie die Kunden reagieren, können beide Apotheker schwer einschätzen. „Es ist nicht so, dass der Patient total geprügelt wird“, sagt Mühlschlegel. „Ich freu mich drauf, wenn es sein muss, würde ich auch noch weiter mitmachen.“

Auch Buck rechnet mit großem Andrang in seinen Apotheken. „Es tut mir zwar leid für die Kunden, aber wir können es ihnen nicht ersparen.“