Apothekenmagazine

Apotheken Umschau und My Life im Vergleich APOTHEKE ADHOC, 02.04.2019 11:29 Uhr

Berlin - 

Noweda liegt jetzt mit der ersten Ausgabe von „My Life“ aus dem Hause Burda nach eigenen Angaben in 6000 Apotheken. Die knapp 100 Seiten starke Kundenzeitschrift orientiert sich erkennbar an der Apotheken Umschau vom Wort & Bild Verlag. Doch es gibt auch Unterschiede zwischen den Heften, mit denen die Verlage ab sofort um die Gunst der Apotheker und ihrer Kunden konkurrieren. Ein Vergleich.

Hinweis auf Apotheken
Beide Hefte schmücken sich auf der Titelseite mit dem Apotheken-A. Die Umschau weist traditionell gleich unter dem Logo darauf hin, das Heft sei „bezahlt von ihrer Apotheke“. Einen solchen Hinweis gibt es bei My Life nicht, dafür heißt es ganz oben auf der Seite: „Ihre Gesundheit, Ihre Apotheke“. Ganz unten steht: „My Life – beraten vom Apotheker-Forum und Stiftungs-Beirat“. Im Impressum wird ein „regulärer Einzelpreis“ von 36 Cent netto genannt.

Das Titelblatt
My Life zeigt eine junge Frau mit nacktem Rücken. Sie blickt verträumt zur Seite und befindet sich dem blauen Hintergrund zufolge offenbar am Meer. Damit soll auf die Rücken-Geschichte verwiesen werden. Eine wenigstens halbnackte Frau zur Bebilderung des Themas Rückenleiden hat schon bei Burdas Flaggschiff Focus seit Langem Tradition. Auf dem Titelblatt geht es insgesamt bunter zu als bei der Umschau: Burda kündigt mit drei zusätzlichen Fotos weitere Themen an. Zudem wird auf eine Gewinnchance von 20.000 Euro verwiesen – jedes Heft hat eine persönliche Glückszahl. Auf der Rückseite wird für das Bestellportal IhreApotheke.de verwiesen: „Online bestellt. Vor Ort abgeholt. Rundum versorgt“, heißt es zu dem zweiten Baustein im Zukunftspakt von Noweda und Burda.

Die Apotheken Umschau wählte für die erste April-Ausgabe einen Mann mittleren Alters mit graumelierten Haaren und Drei-Tage-Bart, der mit seinen stahlblauen Augen in die Kamera schaut. Er soll auf die Titelgeschichte über Psychotherapien verweisen. Vier weitere Themen werden unten auf dem Titel des Magazins mit Überschriften angekündigt. Zudem wird auf die Rezepttipps und – je nach Version – das TV-Programm verwiesen. Das Wort Apotheke kommt dreimal vor; unter anderem in der Unterzeile „bezahlt von ihrer Apotheke“.

Titelgeschichte
Die Umschau macht mit einem Artikel über Psychotherapie und Medikamente auf. „Hilfe für die Seele“, titelt das Blatt. Auf neun Seiten wird über Therapiemöglichkeiten aufgeklärt. Zu Wort kommen ein Apotheker, eine Psychotherapeutin ein Forscher und eine Patientin.

Ebenfalls neun Seiten umfasst das „Rücken-Dossier“ von My Life. Die Titelgeschichte beginnt im zweiten Drittel des Hefts auf Seite 34. Wie in der Umschau berichtet ein Betroffener, der groß auf einem Foto dargestellt wird. Bildlich werden weniger Experten dargestellt. Grafisch werden das Thema Bandscheibe vorgestellt und Tipps für Rückenübungen gegeben.

Aufbau
Das zweiseitige Inhaltsverzeichnis der Umschau ist in sieben Kategorien unterteilt, darunter Ratgeber, Naturgefühl, Forschergeist und Rubriken. Die einzelnen Bereiche sind farblich voneinander abgesetzt.

My Life kommt dagegen beim Inhaltsverzeichnis mit einer Seite aus. Die Artikel sind unterteilt in sechs Kategorien, darunter Gesundheit, Beauty und Lifestyle. Eine farbliche Unterscheidung der einzelnen Ressorts gibt es nicht.

Themen
My Life startet mit Gesundheitsklassikern wie Knie und Rücken. Außerdem gibt es Beiträge über Intervallfasten, ADHS bei Frauen, Parkinson, Yoga, Zuckerkrankheit und Zecken. Im Reiseartikel verweist Burda auf Malta und Wandern in der Eifel. Im Beauty-Ressort geht es um gepflegte Fingernägel. Im Ressort Zeitgeschehen schreibt Ex-Noweda-Vorstand Wolfgang P. Kuck eine Kritik am Umgang der Politik mit dem Thema Versandhandel und Amazon.

Die Umschau informiert im aktuellen Heft unter anderem über die Qualität von Kliniken, Prostata-Probleme, Medienkonsum, Frühlingsgefühle, Arzneitees, Alzheimer und wann Medikamente eingenommen werden sollten. Der Wort und Bild-Klassiker entführt außerdem auf autofreie Inseln in Deutschland.

Format
Die Umschau kommt etwas größer daher als My Life. Mit rund 100 Seiten sind beide Magazine in etwa gleich dick.

Wie viele Anzeigen gibt es? Wer wirbt?
Rund 60 Anzeigen verschiedenster Formate präsentiert die Umschau in der aktuellen Ausgabe. Den meisten Platz haben sich zwei Firmen aus dem Diätbereich gekauft. Almased wirbt mit auf zwei Seiten mit einem Advertorial, zeigt einen Konsumenten und erklärt das Produkt. Auch Certmedica wirbt auf zwei Seiten für die Gewichtsreduktion mit dem Formoline. Weitere Werbepartner sind Dr. Willmar Schwabe und die Tochterfirma Deutsche Homöopathie Union (DHU), Hermes Arzneimittel, Weleda, Heilpflanzenwohl, Ursapharm und Fresenius Kabi. Auch außerhalb klassischer Apothekenmarken werben Hersteller etwa für Reisen, Mineralwasser oder Gesundheitsschuhe und Treppenlifte.

My Life konnte für die erste Ausgabe andere Pharmahersteller als Anzeigenkunden gewinnen, darunter Apogepha, Cefak, Almirall, Testamed, GlaxoSmithKline, Grünenthal und Stada. Wie im Konkurrenzblatt schalten auch Schwabe, DHU und Fresenius Kabi sowie Almased bei Burda. Außerdem ist KSK dabei; der Billiganbieter hatte vor zwei Jahren Ärger mit dem Wort & Bild Verlag, weil er in der Umschau für seine Schnäppchenpreise geworben hatte. Mit rund 30 Annoncen ist das Heft zwar weniger Anzeigen-lastig, für die Erstausgabe wurden aber durchaus namhafte Partner gewonnen.

TV-Programm
Der kostenlose TV-Teil ist in Apotheken-Magazinen auch in der heutigen Streaming-Zeit noch immer ein gutes Lockmittel. Bei beiden Heften können Apotheker das Programm zusätzlich dazu buchen. In der Gestaltung ähneln sich die TV-Tipps: Beide sind 64 Seiten stark und in der Mitte des Heftes zum Rauslösen.

Rätselteil
My Life hat zwei Doppelseiten Rätsel, verweist aber auf der vorletzten Seite auf das eigene Magazin „My Life Lieblingsrätsel“. „Ab sofort jeden Monat neu und kostenlos“, heißt es dazu, „Ein Geschenk Ihrer Apotheke.“

Auch die Umschau hat zwei Doppelseiten Rätsel, beim großen Preisrätsel wird eine Gesamtgewinnsumme von 15.000 Euro ausgelobt. Ansonsten gibt es Sudoku, Wabenrätsel, Rätselzopf, Pyramide und Schwedenrätsel. Auf der Rückseite des Hefts gibt es ein weiteres Rätsel.

Rezepte
Fleischfrei bei der Umschau, Pasta-Party bei My Life – Rezepte dürfen in einer Kundenzeitschrift nicht fehlen. Denn nach all den Berichten über Diäten, Bewegung und Diabetes, will man die schön drapierten Fotos von verschiedenen Gerichten genießen. Die Umschau zeigt eine „kleine Küche“ mit vier vegetarischen Rezepten mit Linsen, Buchweizen, Bohnen und Süßkartoffeln.

Burda kommt im Ressort „Genuss“ üppiger daher: Es gibt Nudeln; präsentiert werden sechs Rezepte – zunächst die Fotos und danach folgen in Frauenzeitschrift-Manier die Rezeptspalten. Im Anschluss folgt ein kurzer Artikel über Tomaten, bevor es mit der Völlerei weitergeht: mit „süßen Freuden zu Ostern“ und Backrezepten.

Konkurrenz
Noweda/Burda wollten mit der Erstausgabe erkennbar einen guten Aufschlag haben. Die Stärke des Heftes und seine Gestaltung, die Anzeigenkunden und die die Erstauflage mit 1,15 Millionen Exemplaren belegen einen ernstgemeinten Angriff. Die von Noweda hervorgehobene „hochwertige Bildsprache“ ist noch ausbaufähig, auch im Satz der Seiten ist Luft nach oben. Der Wettbewerb soll weiter verschärft werden: Bereits angekündigt werden ein Diabetes-Spezialheft und eine eigene Serie für Kinder – beides hat der Wort & Bild Verlag ebenfalls im Sortiment.

Dass man in Baierbrunn ein Auge auf den Wettbewerber hat, ist klar. Inwiefern der Launch von My Life sich auf die Gestaltung der parallel erscheinenden Umschau ausgewirkt hat, lässt sich nur erahnen. Im Editorial geht Chefredakteur Dr. Hans Haltmeier jedenfalls der Frage nach: „Tipp oder Flop?“ Es geht um Gesundheitsmeldungen und welchen Informationen man eigentlich heute noch vertrauen kann. Anschließend wird die professionelle und unabhängige Arbeit der Redaktion betont: „Wir empfehlen Ihnen weder Produkte, noch schreiben wir einem Fachgremium nach dem Mund.“ Zu Haltmeiers Freude hat eine Umfrage im vergangenen Jahr ergeben, dass 97 Prozent der Umschau-Leser zufrieden mit dem Heft sind.