Barmer-Fax

Apotheken droht Null-Retaxierung Alexander Müller, 23.01.2008 11:34 Uhr

Mainz/Berlin - 

Die Barmer Ersatzkasse hat ihre in einem Fax an alle Apotheken angekündigten Retaxierungen verteidigt: „Es geht nicht nicht um einen Schlag gegen die breite Masse, sondern um Apotheker, die systematisch die Regeln brechen“, erklärte der Unterzeichner des Rundfaxes, Detlef Böhler, gegenüber APOTHEKE ADHOC. Bei den angedrohten Retaxationen habe man Apotheken im Visier, die bei der Prüfung besonders auffällig gewesen seien. Laut Böhler - bei der Barmer für Ärzte und Arzneimittel zuständig - geht es um bis zu vier Millionen Euro, wenn die Kasse eine so genannte „Null-Retaxierung“ durchführen würde.

„Im Februar werden alle Kassen das tun, was wir jetzt machen“, kündigte Böhler an. Allerdings würden die Wettbewerber möglicherweise ohne Vorwarnung retaxieren. Zudem sei das Fax der Barmer mit dem Deutschen Apothekerverband (DAV) „partnerschaftlich abgestimmt“ gewesen, erklärte Böhler auf der PTI-Konferenz „Apothekenmarkt 2008“ in Mainz. Der DAV habe jedoch nicht auf dem Briefkopf des Schreibens auftauchen wollen.

Wenn Krankenkassen gegen schwarze Schafe vorgingen, liege dies auch im Interesse der Pharmazeuten: „Es geht nicht, dass vier Apotheker im Dorf die Rabattverträge umsetzen und einer bei seinen Kunden Werbung dafür macht, dass sie bei ihm weiterhin ihr gewohntes Präparat bekommen“, so Böhler. Einige Apotheken haben laut Böhler bei jedem dritten Medikament die Abgabevorschrift infolge Rabattvertrag nicht beachtet. „Wahrscheinlich muss in jedem Dorf einer am Fahnenmast hängen“, spitzte Böhler zu. Dennoch werde die Barmer „mit Augenmaß“ retaxieren: „Wir werden uns nicht auf den Rahmenvertrag versteifen, sondern auf eine Liste des Gemeinsamen Bundesausschusses von 2003.“ Die Rezeptprüfung für die Barmer übernimmt die Gesellschaft für Statistik mbH (GfS).

Die Barmer hatte 2007 unter anderem Rabattverträge mit sechs Herstellern über deren gesamtes Sortiment geschlossen. Böhler: „Lieferengpässe sind bei unseren Anbietern theoretischer Natur.“ Deshalb habe die Barmer die Friedenspflicht nach dem 30. Juni nicht wie andere Kassen verlängert. Im Gesamtmarkt kämen mehr als 20 Prozent der abgegebenen Rabattarzneimittel von der Barmer, obwohl die Kasse nur einen Marktanteil von rund 11 Prozent habe, erklärte Böhler.