APOTHEKE ADHOC Umfrage

Apotheker trauen Centern nicht APOTHEKE ADHOC, 17.11.2015 09:01 Uhr

Berlin - 

Wo Kunden sind, wollen auch Apotheker sein. In Einkaufscentern, Lebensmittelmärkten und Gewerbeparks winken Umsätze. Doch überzogene Mieten und strenge Vorgaben schrecken viele Pharmazeuten ab. Dass das Geschäft ein Selbstläufer ist, glauben nur die wenigsten Kollegen.

Bei einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC gab jeder vierte Teilnehmer an, Standorte in Einkaufszentren seien unrentabel: hohe Mieten auf der einen, nur Laufkundschaft und Ärzte auf der anderen Seite, so der Tenor. Weitere 30 Prozent finden Verträge mit Centern zu streng – ein einseitiger Deal, laut ihr Fazit. 9 Prozent könnten sich aus ethischen Gründen eine Apotheke im Einkaufscenter nicht vorstellen: Das Geschäft gehe auf Masse, nicht auf Qualität, so ihr Argument.

Immerhin 20 Prozent gaben an, dass Apotheken in Centern ein lohnendes Geschäft seien: Aufwand und Ertrag stünden in gutem Verhältnis. Weitere 6 Prozent finden sogar, dass Center-Apotheken Goldgruben seien – nirgendwo sonst werde so viel Geld verdient. 10 Prozent hatten keine Meinung. An der Umfrage nahmen am 11. und 12. November 181 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC teil.

Bereits bei einer früheren Umfrage hatten im August hatten nur 9 Prozent der Teilnehmer angegeben, dass für sie ein Einkaufszentrum als Standort erste Wahl ist. Die Pharmazeuten fühlen sich vor allem unter Menschen wohl: Fast ein Drittel der Teilnehmer gab an, Freude an einem Standort in einem Wohngebiet zu haben. 24 Prozent bevorzugen die Lage in der Nähe von Medizinern wie in einem MVZ oder Ärztehaus.

Am Ende entscheidet der wirtschaftliche Erfolg: Gute Standorte sind begehrt – gerade in Einkaufs- und Fachmarktzentren kommt man als einzelner Apotheker nicht leicht zum Zug. Die besten Flächen gehen direkt an professionelle Standortentwickler, die sie dann mit Aufschlag an Approbierte weitergeben.

Bis zu 1000 Apotheken werden laut Schätzungen von Branchenkennern in Untermietverhältnissen betrieben – von der einfachen Vertragsbeziehung über die umsatzabhängige Miete bis hin zur totalen Abhängigkeit ist alles drin. Im Schatten des Fremd- und Mehrbesitzverbots hat sich ein schwer durchschaubarer Industriezweig für Apothekenimmobilien entwickelt.

Zwar setzt das Apothekengesetz (ApoG) den Inhabern bei der Gestaltung ihrer Verträge Grenzen. Doch kaum jemand kennt die echten, oft im Nachhinein geänderten Vereinbarungen. Abgegriffen werden Gewinne auch über Leasingverträge für Einrichtung und EDV, Marketing- und Beraterhonorare sowie Gutschriften vom Großhandel. Auch persönliche Abhängigkeiten spielen eine große Rolle. Kammern und Aufsichtsbehörden fehlt angesichts solcher Konstruktionen meist die Handhabe, um gegen echte Abhängigkeitsverhältnisse vorzugehen.